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EZB unter Zugzwang: Deutliche Zinserhöhung erwartet

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Deutschland,

Die erste Zinserhöhung im Juli soll nicht die letzte gewesen sein: Im Euroraum steht die nächste Zinserhöhung an. Die rekordhohe Teuerung zwingt die EZB zum Handeln.

Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich in der EZB-Glasfassade in Frankfurt am Main.
Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich in der EZB-Glasfassade in Frankfurt am Main. - Boris Roessler/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert angesichts der rekordhohen Inflation auf eine weitere deutliche Zinserhöhung zu.

Die Notenbank hatte für ihre Sitzung an diesem Donnerstag in Frankfurt eine Anhebung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Allerdings mehrten sich zuletzt auch in den Reihen der Euro-Währungshüter Forderungen nach einer noch kräftigeren Zinserhöhung.

Die US-Zentralbank Fed beispielsweise hat die Zinsen in den USA im Kampf gegen die Inflation bereits mehrfach um 0,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt. Für die EZB wäre eine Zinserhöhung in diesem Umfang ein Novum. Die Entscheidungen des EZB-Rates werden heute bekanntgegeben.

Nach langem Zögern hatten die Euro-Währungshüter bei ihrer Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Zur Freude von Millionen Sparern beendete der EZB-Rat auf einen Schlag die Phase der Negativzinspolitik: Geschäftsbanken müssen nun nicht mehr 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Dieser Einlagensatz liegt aktuell bei null Prozent. Viele Banken nahmen dies zum Anlass, sogenannte Verwahrentgelte für ihre Kunden abzuschaffen.

Ökonomen: Höheres Zinsniveau notwendig

Den Leitzins, zu dem sich Kreditinstitute bei der EZB Geld leihen können, hatten die Währungshüter im Juli von null Prozent auf 0,50 Prozent angehoben. Ökonomen halten ein deutlich höheres Zinsniveau für notwendig, um die Inflation wirksam zu bekämpfen. Mit höheren Zinsen kann die Notenbank steigenden Teuerungsraten entgegenwirken.

Die Inflation im Euroraum kletterte im August, getrieben von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen, auf die Rekordhöhe von 9,1 Prozent. Volkswirte rechnen für die nächsten Monate mit einem weiteren Anstieg. Angestrebt ist von der EZB für den gemeinsamen Währungsraum mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei einer Jahresteuerung von zwei Prozent.

«Wir brauchen im September eine kräftige Zinsanhebung», mahnte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel nach Bekanntwerden der neuesten Inflationsdaten. «Und in den folgenden Monaten ist mit weiteren Zinsschritten zu rechnen.» Für immer mehr Menschen werde die hohe Inflation zu einer enormen Belastung. «Es besteht das Risiko, dass die Phase hoher Inflation noch länger anhält und die aktuelle Teuerungswelle nur langsam abebbt», warnte der Bundesbank-Präsident. «Daher ist es dringend notwendig, dass der EZB-Rat bei seiner nächsten Sitzung entschlossen handelt, um die Inflation zu bekämpfen. Andernfalls könnten sich die Inflationserwartungen dauerhaft über unserer Zielmarke von zwei Prozent festsetzen.»

Schnabel warnt vor Vertrauensverlust

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte bei der internationalen Zentralbankenkonferenz im amerikanischen Jackson Hole Ende August gemahnt, mit Entschlossenheit gegen die hartnäckig hohe Teuerung vorzugehen. «Je länger die Inflation hoch bleibt, desto grösser ist die Gefahr, dass die Öffentlichkeit das Vertrauen in unsere Entschlossenheit und Fähigkeit verliert, die Kaufkraft zu erhalten», warnte Schnabel.

Unter den Währungshütern gibt es allerdings auch Sorge, mit einer zu schnellen Normalisierung der zuvor jahrelang ultralockeren Geldpolitik die Konjunktur zu bremsen, die ohnehin mit Lieferengpässen und den Folgen des Ukraine-Krieges etwa auf dem Energiemarkt zu schaffen hat. Die EZB behält sich daher vor, über Anleihenkäufe hoch verschuldeten Eurostaaten unter die Arme zu greifen.

Die EZB hatte die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und hat deutlich später als viele andere Zentralbanken die Zinswende eingeleitet.

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