Fischhändler warnt: Zuchtlachs ist «völlig ungeeignet»
Der dänische Experte Jakob Clausen kritisiert Lachszucht scharf und verliert den Vorstandsposten. Schweizer Fachleute sehen ebenfalls Probleme bei Zuchtlachs.
Der dänische Fischhändler Jakob Clausen hat sich deutlich gegen den Verkauf und Konsum von Zuchtlachs ausgesprochen. «Bei Zuchtlachs sind sämtliche Aspekte problematisch», erklärte Clausen im dänischen Fernsehen, wie die «Bild» berichtet.
Er kritisiert sowohl die Auswirkungen auf die Umwelt als auch die Qualität des Fisches. Clausen, der ein traditionsreiches Fischgeschäft in Aarhus führt, sieht Zuchtlachs als ungeeignetes Nahrungsmittel.
«Ich glaube nicht daran, dass wir Menschen dazu geschaffen sind, den ganzen Mist zu essen, den die Lebensmittelindustrie produziert».
Konsequenzen der Kritik
Seine offene Kritik hatte für Clausen ernsthafte Folgen. Kurz nach seinen Äusserungen wurde er aus dem Vorstand des dänischen Fischhändler-Verbands ausgeschlossen.
Der Verband begründete dies damit, dass Clausens Einstellung geschäftsschädigend sei. Trotz des Ausschlusses steht Clausen aber zu seiner Meinung.
Er betont, dass viele seiner Kollegen ihm zustimmen würden. Aus Angst vor finanziellen Einbussen würden sie sich aber nicht trauen, dies öffentlich zu äussern.
Schweizer Perspektive
In der Schweiz teilen Experten laut «MSN» Clausens Bedenken teilweise. Andreas Altorfer, Geschäftsführer eines Schweizer Fischhändlers, erklärt:
«Zuchtlachs ist nicht generell schlecht, aber viele achten nur aufs Geld (...) was zu schlechterer Wasserqualität führt».
Catherine Vogler vom WWF kritisiert zudem die Auswirkungen der Lachszucht auf die marine Artenvielfalt. Sie empfiehlt stattdessen MSC-zertifizierten pazifischen Wildlachs aus Alaska oder Atlantischen Bio-Zuchtlachs.
Gesundheitliche Aspekte
Nadia Leuenberger, Ernährungsberaterin, weist darauf hin, dass Zuchtlachs im Vergleich zu Wildlachs ein ungünstigeres Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren aufweist.
Zudem könnten in importiertem Zuchtlachs Rückstände von Pestiziden, Antibiotika oder Umweltgiften vorkommen. Trotz der Kritik betonen Schweizer Grossverteiler wie Coop und Migros, dass sie Zuchtlachs nur aus zertifizierten Quellen beziehen.
Die Einhaltung der Richtlinien sowie das Fischwohl würden nämlich an erster Stelle stehen.
Alternativen und Empfehlungen
Experten raten zu kleineren Fischarten wie Hering, Sardelle, Sardine oder Makrele als Alternative zu Lachs. Leuenberger empfiehlt zudem, auf lokalen Fang oder Fisch aus Regionen mit hohen Standards zu setzen.
Clausen selbst plädiert laut der «Bild» für einen bewussteren Fischkonsum: «Mir persönlich wäre es lieber, wenn wir nur noch halb so viel Fisch essen würden, dann aber einen ordentlichen».