Flüchtlingsboote immer überfüllter: Mehr Tote im Ärmelkanal
Die Todeszahlen von Migranten im Ärmelkanal steigen drastisch.
![Migranten versuchen in einem Schlauchboot den Ärmelkanal zu überqueren.](https://c.nau.ch/i/0ZPL5a/900/migranten-versuchen-in-einem-schlauchboot-den-armelkanal-zu-uberqueren.jpg)
Die Zahl der im Ärmelkanal bei der Überfahrt nach Grossbritannien gestorbenen Migranten ist im vergangenen Jahr auf 72 gestiegen. Wie die französische Meerespräfektur mitteilte, überfüllten die Schleuser die für die Überfahrt ohnehin ungeeigneten Schlauchboote mit immer mehr Menschen.
Sassen 2023 im Schnitt noch 45 Migranten in jedem Boot, stieg der Durchschnittswert im vergangenen Jahr auf 54 Menschen. Häufig seien die französischen Rettungskräfte auch zu noch stärker überfüllten Booten ausgerückt.
2023 starben im Ärmelkanal nach Angaben der Präfektur elf Migranten. 2022 wurde nur ein Todesfall registriert und 2021 gab es 31 Tote. Die zunehmende Überfüllung der Schleuserboote führe dazu, dass Migranten im Gedränge auf den Booten auch schlichtweg erstickten.
Mehr als nur Ertrinkungsgefahren
Beim Versuch, die in Strandnähe im Wasser wartenden Boote zu erreichen, kämen Flüchtlinge auch durch Unterkühlung ums Leben. Über 6000 Migranten vor Ertrinken gerettet. So lautet eine weitere erschreckende Statistik des letzten Jahres.
6310 Menschen seien durch französische Einsatzkräfte im vergangenen Jahr vor dem Tod im Ärmelkanal bewahrt worden, so die Präfektur. 2023 waren es 4858. In den beiden Jahren davor jeweils mehr als 8000 Menschen.
Verzweiflung und Entschlossenheit
Allerdings gebe es bei den Schleusern und Migranten eine hohe Entschlossenheit, Grossbritannien auf jeden Fall zu erreichen. Hilfe der französischen Seenotretter für Boote in einer bedrohlichen Lage werde deshalb oft zunächst abgelehnt und nur im äussersten Notfall angenommen.
Obwohl sie sich bereits in einem sicheren EU-Land befinden, überqueren Migranten in grosser Zahl seit Jahren von Nordfrankreich aus den Ärmelkanal, um Grossbritannien zu erreichen. Grossbritannien versucht, die Migration über den Ärmelkanal seit Längerem auch mit französischer Hilfe einzudämmen und zahlt dafür Millionensummen an Paris.