Flüchtlingskrise

Flüchtlingskrise: Ein Schweizer Helfer über die Lage in Griechenland

Ein Schweizer Flüchtlingshelfer berichtet im Video-Interview mit Nau.ch über die Flüchtlingskrise in Griechenland. Die Lage sei aktuell prekär.

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Cyril Romann beschreibt die aktuelle Flüchtlingslage auf den griechischen Inseln. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bieler Cyril Romann (36) hilft Flüchtlingen auf der griechischen Insel Samos.
  • Im Interview mit Nau.ch spricht er von einer «sehr prekären Lage» in Griechenland.
  • Trotz wenigen Flüchtlingen seien die Verhältnisse in den Camps verheerend.

Obwohl sich die Zahl der Flüchtlinge in Griechenland seit Beginn der Corona-Pandemie verringert hat, verbessert sich die Lage kaum. Im Gegenteil: Die Zustände in den Flüchtlingslagern seien verheerend, die Chance auf Asyl bleibt für die allermeisten Menschen gering.

Der Schweizer Flüchtlingshelfer Cyril Romann berichtet von einer prekären Lage der Menschen, den illegalen «Push-Backs» der Behörden und der Rolle der Schweiz.

Flüchtlingskrise in Griechenland «sehr prekär»

Nau.ch trifft Romann (36) im «Haus pour Bienne», einem Kulturlokal für freiwilliges Engagement, das vom Verein «Fair» betrieben wird. Seit zweieinhalb Jahren lebt der frühere Sozialarbeiter auf der griechischen Insel Samos, wo er sich für Flüchtlinge einsetzt.

Die aktuelle Lage vor Ort beschreibt Romann als «sehr prekär». Zurzeit transferiere die griechische Regierung viele Menschen aufs Festland, wo sie in ein neues Camp untergebracht werden.

Deshalb ist die Zahl der Flüchtlinge auf den ägäischen Inseln in den letzten Monaten stark gesunken. Das Problem sei damit aber nicht gelöst, findet Romann.

«Für mich ist es eine Problemverlagerung, da die Menschen auch auf dem Festland in Camps leben. Diese sind so sehr abgelegen, dass der Zugang zu Supermärkten und Bildung extrem erschwert ist.»

Fragwürdige Entscheide der griechischen Regierung

Zum Teil würden die Menschen sogar in Obdachlosigkeit enden. Diese prekären Umstände haben laut dem Schweizer Flüchtlingshelfer vor allem mit den politischen Veränderungen in Griechenland zu tun.

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Die griechische Regierung. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

So gilt beispielsweise die Türkei seit Kurzem als sicherer Drittstaat für Asylsuchende aus Afghanistan, Syrien oder Somalia. «Somit haben diese Personen gar kein Recht mehr auf Asyl in Griechenland und können automatisch zurückgeschickt werden», erklärt Romann.

Lesbos Flüchtlingskrise
Flüchtlingskrise: verheerende Zustände in einem Camp auf Lesbos, Griechenland. (Archivbild) - AFP/Archiv

Zudem führe die griechische Regierung verschärfte Push-Backs durch. Das heisst, dass Geflüchtete übers Meer zurück in die Türkei gebracht werden, nachdem sie bereits griechischen Boden betreten haben. Auch das Asylverfahren wurde beschleunigt, sodass es nun viel mehr negative Entscheide gibt als vorher.

Auch die EU trage ihre Mitschuld

Für Romann ist es aber nicht nur die griechische Regierung, welche die gesamte Schuld an der Flüchtlingskrise trägt. «Ich bin davon überzeugt, dass diese Taktik von der EU so gewollt und finanziert ist.»

Die Camps auf den Inseln seien nämlich mit 250 Millionen Euro von der EU mitfinanziert worden. «Es scheint, dass dies eine europäische Abschreckungspolitik ist, die aktuell stattfindet», meint Romann.

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Die EU trage aber auch ihre Mitschuld, findet Cyril Romann. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Eine nachhaltige Veränderung könne deshalb nur auf politischem Weg erreicht werden, ist der 36-Jährige überzeugt. «Das politische Spektrum muss sich längerfristig in Europa zu mehr Menschenrechten entwickeln. Nur so habe ich Hoffnung auf eine positive Entwicklung der Flüchtlingskrise.»

Flüchtlingshelfer kritisiert Schweizer Asylpolitik

Auch die Schweiz sei theoretisch in der Lage, politisch Druck zu machen: «Wir könnten ein klares Statement für eine europäische Flüchtlingspolitik machen, die Menschenrechte an vorderste Stelle setzt. Das wäre ein wichtiges Zeichen.»

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Und was kann die Schweiz zur Situation beitragen? - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Im Moment passiere das aber nicht. «Die Schweiz ist auch sehr restriktiv, was die ganze Asylthematik anbelangt. Auch hier gibt es abgelegene Asylzentren, in welchen Menschen Grundrechte wie Bildung verwehrt werden. Das finde ich sehr kritisch zu betrachten», sagt Romann im Video-Interview mit Nau.ch.

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