Frankreich hat mehrere Modelle von Brustimplantaten verboten, weil diese im Verdacht stehen, eine seltene Form von Krebs zu begünstigen.
Brustimplantat
Brustimplantat - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwölf Fälle von seltener Krebsform in Deutschland bekannt - Kein Implantatverbot.
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Betroffen sind nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde ANSM die Produkte von sechs Herstellern. Das Verbot tritt am Freitag in Kraft.

In Deutschland sind nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bislang zwölf dieser womöglich mit den Brustimplantaten in Zusammenhang stehenden Krebsfälle bekannt. Ein Verbot erwägt Deutschland derzeit aber nicht.

Die in Frankreich verbotenen Prothesen machen nach den Worten von ANSM-Vertreterin Christelle Ratignier-Carbonneil derzeit knapp 30 Prozent der gesamten in Frankreich vermarkteten Brustimplantate aus. Dabei gehe es um Implantate mit einer rauen Oberfläche. Eine Empfehlung an Trägerinnen der betroffenen Produkte, ihre Implantate entfernen zu lassen, sprach die Behörde nicht aus.

Mit dem Verbot zieht die Gesundheitsbehörde die Konsequenz aus einer nach ihren Worten «bedeutenden Zunahme» der Fälle von anaplastischem grosszelligen Lymphom (ALCL) im Zusammenhang mit Brustimplantaten seit dem Jahr 2011. Seit diesem Jahr seien unter den rund 500.000 Trägerinnen von Brustimplantaten in Frankreich 56 Fälle dieser seltenen, aber aggressiven Krebsform registriert worden, erklärte die Behörde. Drei der Betroffenen starben inzwischen.

Das Verbot bezieht sich demnach auf Implantate des US-Unternehmens Allergan unter dem Handelsnamen Biocell sowie um Produkte der Hersteller Arion, Sebbin, Nagor, Eurosilicone und Polytech.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte bereits am Mittwoch anlässlich der Vorstellung des geplantes Implantateregisters gesagt, dass Deutschland dem Beispiel Frankreichs «zum jetzigen Zeitpunkt» nicht folgen und kein Verbot verhängen werde. Es bestünde der Verdacht, dass die Implantate Krebs erzeugen könnten, die genauen Ursachen seien aber noch nicht klar erforscht. Weltweit sind demnach rund 800 Fälle bei etwa 35 Millionen Implantierten bekannt.

Mit der Entscheidung handelt Frankreich offenbar im Alleingang. Das BfArM setzt nach Abstimmung mit den anderen europäischen Behörden und unter Berücksichtigung «aller ihm aktuell vorliegenden Infomationen» auf die Aufklärung der Patientinnen über die Risiken, wie die Behörde am Freitag in Bonn erklärte.

Patientinnen mit Brustimplantaten hätten «ein sehr geringes, aber dennoch nicht auszuschliessendes Risiko» für die Entwicklung eines Brustimplantat-assoziierten anaplastischen Grosszell-Lymphoms (BIA-ALCL). Das spezielle Lymphom selbst sei bislang «weitgehend unerforscht». Bei einer frühen Diagnose der Erkrankung gelte die Prognose als sehr gut.

Ein möglicher Zusammenhang zwischen Brustimplantaten und dieser seltenen Krebsform steht schon seit Jahren im Fokus der zuständigen Behörden. Das BfArM informierte erstmals vor acht Jahren auf seiner Website darüber.

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