Fünf Ideen aus dem Fahrradland Holland

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Niederlande,

In den Niederlanden gibt es mehr Fahrräder als Einwohner. Und die radeln im Jahr 15 Milliarden Kilometer. Das geht auch super, denn alles ist aufs Radfahren eingestellt. Da können wir Deutsche eventuell etwas von lernen.

Radfahrer sind auf einer "Fietsstraat" unterwegs, einer Strasse für Radfahrer, auf der Autos nur zu Gast sind. Foto: Annette Birschel/dpa
Radfahrer sind auf einer "Fietsstraat" unterwegs, einer Strasse für Radfahrer, auf der Autos nur zu Gast sind. Foto: Annette Birschel/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Fiets heisst Fahrrad.

Das ist das erste, was jeder Holland-Besucher sehr schnell lernt. Fahrräder gehören zu den Niederlanden wie Gouda-Käse und Tulpen. Die gut 17 Millionen Einwohner haben insgesamt 23 Millionen Fahrräder, also 1,3 pro Person - vom Baby bis zum Greis.

Radfahren macht hier Spass - das hat viele Gründe. Das Land ist so platt wie ein Pfannkuchen, nur der Wind nervt. Aber viel wichtiger: Es gibt eine gute Infrastruktur fürs Radfahren, und die wird ständig ausgebaut. Regierung und Kommunen setzen im Zuge des Klimawandels voll aufs Rad. Die Regierung hat erst kürzlich 100 Millionen Euro für Radwege und Stellplätze zugesagt.

Fünf Beispiele, von denen eventuell auch Deutschland lernen könnte:

- Fahrradwege: Rund 37.000 Kilometer Radwege gibt es im Land. Und das sind nicht etwa mickrige schmale Seitenstreifen direkt neben den rasenden Autos (wovon es zusätzlich rund 4700 Kilometer gibt). Der Trend in Grossstädten und Wohnvierteln sind breite «Fiets-Straaten». Strassen werden rigoros zu Fahrradwegen erklärt und als solche meist mit knallroter Farbe ausgewiesen. Dort sind Autos nur noch Gast. Entsprechend haben sich Autofahrer zu benehmen: Für sie gilt höchstens Tempo 30, und sie dürfen nur sehr vorsichtig überholen.

- Schnellstrassen: In den Ballungsgebieten gibt es , also eine Art Autobahn, aber dann für Fahrräder. Ohne lästige Ampeln und Kreuzungen. Autos und Motorräder sind nicht zugelassen. Die Schnellwege sind perfekt geeignet für Pendler. Das Wegenetz wird bis 2030 erheblich erweitert. Durch das rasante Aufkommen von E-Bikes und Pedelecs wird das Rad zunehmend die Alternative fürs Auto auch bei grösseren Entfernungen zum Arbeitsplatz.

- Stellplätze: Überall in den Innenstädten, an Unis und Bahnhöfen gibt es grosse Parkhäuser oder Keller für Räder. In Amsterdam etwa wurden ausrangierte Fähren auf dem Wasser zu Garagen umgebaut. In Utrecht bietet ein funkelnagelneues Rad-Parkhaus am Hauptbahnhof Platz für 12.500 Fietsen auf drei Etagen. Es ist die grösste Fahrradgarage der Welt. Radfahrer (Fietser) werden mit einem hypermodernen elektronischen Parkleitsystem zu freien Plätzen geführt. Fiets-Garagen an Bahnhöfen sind oft bewacht, rund um die Uhr geöffnet und das Allertollste: Die ersten 24 Stunden sind gratis.

- Leihrad: Es gibt eine fast lückenlose Anbindung von Zugverkehr und Fahrrad. Für all diejenigen, die nach einer Bahnfahrt nicht auf einen Bus warten oder gar laufen wollen, gibt es die wunderbare Erfindung des «OV-Fiets» (OV steht für «openbaar vervoer» - öffentlicher Nahverkehr). An jedem Bahnhof, bei grossen Bus- und Metrostationen sowie auch Park-and-Ride-Plätzen, sind diese Räder zu mieten. Und immer aufgepumpt! Und das für 3,85 Euro pro Tag.

- Grüne Welle: Um lange Staus an den Ampeln zu verhindern, schalten manche Ampeln in den Grossstädten zu den Hauptverkehrszeiten konsequent auf Grün für Radler. Das gilt vor allem für die grossen Strassen. Es gibt Ampeln, die bei einem drohenden Fahrrad-Stau ein Signal bekommen und schneller auf Grün springen. Viele Rad-Ampeln zeigen auch noch die Wartezeit an bis zum Umspringen. Das soll Ungeduldige davon abhalten, durch Rot zu rasen. Das aber ist gerade bei Amsterdamern, die als Kamikaze-Fietser berüchtigt sind, vergebliche Liebesmüh.

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