Drei Männer und zwei Frauen kommen bei einem Häuserbrand ums Leben. Versperrten ihnen die Flammen den Rettungsweg? Die Ermittler haben viele Fragen - und einen Verdacht: Fehlte der wichtige Rauchmelder?
Ausgebranntes Dachgeschoss: Beim dem Brand sind fünf Personen ums Leben gekommen. Foto: Thomas Frey
Ausgebranntes Dachgeschoss: Beim dem Brand sind fünf Personen ums Leben gekommen. Foto: Thomas Frey - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wie eine offene Wunde klafft der verbrannte Dachstuhl auf dem ruinierten Mehrfamilienhaus im pfälzischen Lambrecht.
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Die wenigen verbliebenen Sparren auf dem Gebäude sind schwarz verkohlt. Hier, direkt unter dem Dachfirst, fanden fünf Menschen bei einem Brand grausam den Tod.

«Es gab eine enorme Hitze und null Sicht», schildert Wehrleiter Frank Flockerzi die dramatische Lage nach Eintreffen der Rettungskräfte. Drei Männer und zwei Frauen konnten nur noch tot geborgen werden. «Die Region ist erschüttert», sagt der Landrat des Landkreises Bad Dürkheim, Hans-Ulrich Ihlenfeld, mit tonloser Stimme.

Der schlimme Verdacht der Ermittler: Es gab vermutlich keinen Rauchmelder in der Fünf-Zimmer-Wohnung, obwohl die Warnanlage in Deutschland Pflicht ist. Wie kann das sein? «Die möglichen Verstösse gegen das Baurecht werden wir prüfen», kündigt Ihlenfeld an. Das Unglück hätte indes noch schlimmer enden können. Ein Autofahrer habe den bereits lichterloh brennenden Dachstuhl am späten Donnerstagabend zufällig entdeckt, angehalten und die übrigen Bewohner aus dem Haus geklingelt, sagt Wehrleiter Flockerzi. In dem Gebäude sind insgesamt 23 Menschen polizeilich gemeldet, darunter viele Kinder.

Vor der Brandruine stapft Polizeihauptkommissar Andreas Müller durch den schmutzig gewordenen Löschschaum. Vier Angehörige der Bereitschaftspolizei Enkenbach sperren das Gebäude mit rot-weissem Flatterband ab. Das Haus wirkt verwohnt, hinfällig. Die Fassade ist stellenweise abgebröckelt und gibt den Blick auf das Dämm-Material frei. In der Garage stapeln sich Matratzen, Farbeimer und Bauschutt. «Nach derzeitigem Stand ist das Haus wohl nicht mehr bewohnbar», meint Müller.

Vier Minuten nach dem Alarm war die Feuerwehr vor Ort. «Ursache in der Küche war vermutlich ein technischer Defekt oder Fahrlässigkeit - Hinweise auf eine Einwirkung von aussen gibt es nicht», sagt Oberstaatsanwalt Hubert Ströber. Zwei Opfer sind Männer aus Polen im Alter von 43 und 54 Jahren. Klarheit zur Identität der übrigen drei Toten - zwei Frauen und ein Mann - und zur Todesursache soll eine Obduktion bringen. Die Rettungskräfte fanden alle fünf Leichen im Schlafzimmer. «Es ist gut möglich, dass die Menschen erstickt sind», sagt ein Ermittler. Keine der Leichen weist demnach Brandwunden auf.

Die Menschen in dem Ort im Pfälzerwald sind sichtlich schockiert. «So etwas habe ich in 45 Dienstjahren nicht erlebt», sagt Polizist Müller. Erst vor zwei Jahren erschütterten die Verbrechen dreier Altenpfleger im Seniorenhaus Lambrechter Tal die Bevölkerung der Stadt mit rund 4000 Einwohnern. Die Täter sitzen wegen zweifachen Mordes lebenslang hinter Gitter. Die Tat sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen. Und nun diese Tragödie. «Die Einsatzkräfte, die die Leichen fanden, werden psychologisch betreut», sagt Flockerzi.

«Der Trupp musste sich am Feuer vorbeikämpfen», erzählt der Wehrleiter. Wurde die Wohnung zur Todesfalle, weil die Flammen den Weg zum Treppenhaus versperrten? Für die Ermittler ist das eine der Möglichkeiten. «Vielleicht sind die drei Männer und zwei Frauen aber auch im Schlaf erstickt», meint einer der Polizisten.

Die anderen Bewohner kommen zunächst bei Verwandten oder Bekannten unter. «Wir können zudem zumindest drei Wohnungen anbieten», sagt Verbandsbürgermeister Manfred Kirr. Die Stadt bittet insbesondere für die acht betroffenen Kinder und Jugendlichen um Kleiderspenden.

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