Gegen den Westen: Russlands Generalstabschef betont Neuaufstellung
Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow hat in einem Interview die Notwendigkeit der Neuaufstellung der eigenen Streitkräfte unterstrichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Gerassimow wirke Russland praktisch «dem gesamten kollektiven Westen entgegen».
- Der Generalstabschef plant Reformen.
Elf Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hat Moskaus Generalstabschef Waleri Gerassimow in einem Interview die Notwendigkeit der Neuaufstellung der eigenen Streitkräfte unterstrichen.
«Solch ein Niveau und eine Intensität der Kampfhandlungen hat das moderne Russland noch nicht erlebt», sagte der Kommandeur der Truppen im Krieg gegen die Ukraine der russischen Internetzeitung Argumenty i Fakty.
«Unser Land und seine Streitkräfte wirken heute praktisch dem gesamten kollektiven Westen entgegen», sagte der 67-Jährige, der in diesem Monat nach vielen Niederlagen das Kommando über die Kriegstruppen übernommen hatte.
Erfahrungen in der Ukraine berücksichtigen
Die Erfahrungen in der Ukraine würden beim Aufbau und bei der Entwicklung der Streitkräfte berücksichtigt, sagte der General. Zentral dabei sei etwa wegen des geplanten Nato-Beitritts von Finnland und Schweden die Einrichtung eines Leningrader und eines Moskauer Militärbezirks.
Geplant ist demnach angesichts der Gefahren aus der Ukraine auch die Bildung von drei militärischen Grossverbänden mit Panzergrenadieren in den Gebieten Cherson und Saporischschja, die Russland teils besetzt hält. In der an Finnland grenzenden russischen Teilrepublik Karelien soll ein Armeekorps entstehen.
Ziel der Reformen
Ziel der Reformen sei es, die Souveränität Russlands zu sichern und Bedingungen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes zu schaffen, sagte Gerassimow. Er räumte einmal mehr ein, dass es bei der von Kremlchef Wladimir Putin im September angeordneten Teilmobilmachung von Reservisten Probleme gegeben habe. Das System habe nicht den modernen Erfordernissen genügt und sei deshalb im Verlauf nachgebessert worden, sagte er.
«Eine solche Mobilmachung hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben.» Unter anderem waren Reservisten einberufen worden, die aus Alters-, Gesundheits- und anderen Gründen für den Kriegsdienst ungeeignet waren.
Zudem klagten viele Soldaten über fehlende Ausrüstung und Mängel in der Versorgung etwa mit Proviant. Etwa 300'000 Reservisten waren eingezogen worden, um die besetzten Gebiete in der Ukraine zu halten. Westliche Experten vermuten, dass sich Russland auf eine neue Grossoffensive im Nachbarland vorbereitet.