Geiselnahme im Sommer 2019 – Entführungsopfer sagt aus
Nach der Geiselnahme im Elsass wird die Aussage des Opfers erwartet. Im Gerichtssaal tritt die Frau nun den Männern gegenüber, die sie festgehalten haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Männer müssen sich wegen einer mutmasslichen Geiselnahme vor Gericht verantworten.
- Heute Montag ist das Entführungsopfer den beiden Männern wieder gegenübergetreten.
Über eine Woche lang blieb die Frau verschwunden, bevor die französische Polizei sie im vergangenen Sommer von ihren Entführern befreite. Tagelang war sie mit den beiden Männern durch einen elsässischen Wald geirrt, hatte unter freiem Himmel schlafen müssen.
Am Montag (8. Juni, 9 Uhr) tritt die damals 47-Jährige den beiden mutmasslichen Kidnappern im Stuttgarter Landgericht wieder gegenüberstehen. Beide müssen sich wegen Geiselnahme verantworten. Die Aussage der Frau dürfte für die Kammer von entscheidender Bedeutung sein.
Auch vermeintliche Entführer sagen aus
Auch die mutmasslichen Täter der Geiselnahme äussern sich am dritten Verhandlungstag nach Angaben ihrer Anwälte erstmals zu den Vorwürfen. Die beiden Polen sollen die frühere Lebensgefährtin des älteren Angeklagten gemeinsam Anfang Juni vergangenen Jahres in Aspach (Rems-Murr-Kreis) entführt haben.
Die Pflegerin hatte sich damals um eine ältere Frau gekümmert – und war nach einer Pause nicht zurückgekehrt. Die beiden mutmasslichen Täter hatten sie nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft unter einem falschen Vorwand zu einem Treffen gelockt. Dort haben die Männer sie überwältigt und mit einem Wohnmobil ins deutsch-französische Grenzgebiet verschleppt.
Staatsanwaltschaft: Geiselnahme war detailliert geplant
Die Tat sei geplant gewesen, hatte die Staatsanwaltschaft den Männern im Alter von 52 und 24 Jahren zum Prozessauftakt vorgeworfen. Hintergrund der Entführung soll Eifersucht oder Rache gewesen sein. Der ältere Angeklagte habe beschlossen, die Frau nach Polen zu entführen oder umzubringen. Dies als er vom neuen Partner seiner in Deutschland arbeitenden Frau erfahren habe, so die Staatsanwältin.
Der damals 47 Jahre alten Frau geht es nach Angaben der Staatsanwaltschaft «den Umständen entsprechend» gut. Sie leide aber nach wie vor unter starken Angstzuständen. Der Prozess ist bis mindestens Ende Juli geplant.