Gender Pay Gap besonders gross in Filialleitung und Vertrieb
Selbst bei gleicher Arbeit und Berufserfahrung verdienen etliche Frauen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Doch je nach Branche und Funktion gibt es grosse Unterschiede.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Verkauf, Vertrieb und in Banken verdienen Frauen bei gleicher Leistung und Berufserfahrung weiterhin deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.
Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Forscher haben dafür die Gehaltsunterschiede von Frauen und Männern mit zehn Jahren Berufserfahrung für verschiedene Branchen und Funktionen ausgewertet.
Besonders sticht dabei die Gruppe der Filial- und Verkaufsleiter und -leiterinnen heraus, in der Frauen rund 18 Prozent weniger verdienen. Um die 15 Prozent Unterschied sind es im Vertrieb, in Banken und bei Betriebswirten. Kleiner sind die Differenzen im Pflege- und sozialpädagogischen Bereich - selbst dort liegen sie aber immer noch bei sechs bis sieben Prozent.
Mit ihrem Blick auf einzelne Branchen liefert die Auswertung eine differenziertere Betrachtung der Lohnungleichheit als die blosse Berechnung des Equal Pay Days, der in diesem Jahr auf den 17. März fällt. Dieser gibt symbolisch an, bis zu welchem Tag im Jahr Frauen praktisch unbezahlt gearbeitet haben, obwohl sie die gleiche Arbeit wie Männer leistem, die bereits seit dem 1. Januar bezahlt werden. Kritiker dieser Berechnung bemängeln, dass darin sehr gut bezahlte Berufe, die häufig von Männern ausgeübt werden, mit weniger gut bezahlten, oft von Frauen ausgeübten Jobs in einen Topf geworfen werden.
Die Forscherin und Mitautorin Karin Schulze Buschoff macht für die immer noch messbaren, erheblichen Gehaltsunterschiede die Tatsache verantwortlich, dass Frauen in Deutschland nach wie vor deutlich mehr unbezahlte Care-Arbeit ausüben als Männer - etwa Kinderbetreuung oder Aufgaben im Haushalt. «Frauen weichen deshalb im Job oft auf Teilzeit aus, was langfristig mit deutlichen Einbussen bei den Stundenlöhnen verbunden ist.»
«Wer die Lohnlücke schliessen will, muss die bezahlte Erwerbs - und die unbezahlte Sorgearbeit fair zwischen Frauen und Männern verteilen», fordert die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Elke Hannack. Die Politik müsse dafür bessere Rahmenbedingungen setzen - etwa durch mehr verpflichtende Mitbestimmung der Beschäftigten über Arbeitszeit und Arbeitsort.