Gericht weist Antrag von Deniz Yücel auf Entschädigung zurück
Für seine einjährige Haftzeit geht der deutsch-türkische Journalist leer aus. Er sei unrechtmässig inhaftiert worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Deniz Yücel erhält für seine einjährige «unrechtmässige» Inhaftierung keine Entschädigung.
- Ihm war wegen seiner Artikel «Terrorpropaganda» und «Volksverhetzung» vorgeworfen worden.
Ein türkisches Gericht hat den Antrag des «Welt»-Korrespondenten Deniz Yücel auf Entschädigung für seine einjährige Haftzeit zurückgewiesen. Das Istanbuler Gericht habe bei einer Verhandlung am Dienstag den Antrag des deutsch-türkischen Journalisten zur Zahlung von 2,9 Millionen Lira wegen «unrechtmässiger Inhaftierung» abgelehnt, sagte der Vertreter von Reporter ohne Grenzen (RSF) in der Türkei, Erol Önderoglu, der Nachrichtenagentur AFP.
Demnach befand das Gericht, dass die Bedingungen für einen solchen Prozess nicht gegeben seien. Wie die Medienrechtsorganisation MLSA im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte, kündigte Yücels Anwalt Veysel Ok an, den Fall vor ein höheres Gericht zu bringen. Yücel hatte von Februar 2017 an ein Jahr in Istanbul in Untersuchungshaft gesessen. Ihm war wegen seiner Artikel «Terrorpropaganda» und «Volksverhetzung» vorgeworfen worden.
Nach intensiven Verhandlungen der Bundesregierung mit der türkischen Führung war Yücel im vergangenen Februar schliesslich freigelassen worden und nach Deutschland zurückgekehrt. Der Prozess gegen den Journalisten geht allerdings weiter. Die lange U-Haft Yücels sowie die Inhaftierung anderer deutscher Staatsbürger hat das deutsch-türkische Verhältnis massiv belastet. Noch immer sitzen mehrere Deutsche aus politischen Gründen in Haft.