Nach der jüngsten Konfrontation im Nahost-Konflikt steht Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu stark unter Druck: Vor seiner Rückkehr aus den USA am Dienstag drohte er der radikalislamischen Hamas notfalls mit einer Bodenoffensive im Gazastreifen.
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Zerstörungen in Gaza-Stadt nach Angriffen. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Weiteres Vorgehen Israels nach Raketenangriff noch unklar.
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Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Netanjahu zwei Wochen vor der Parlamentswahl einen neuen Krieg mit unabsehbaren Folgen vermeiden will.

In der Nacht hatte die israelische Luftwaffe als Reaktion auf einen Raketenangriff bei Tel Aviv bereits zahlreiche Ziele in dem Palästinensergebiet bombardiert. «Unsere Reaktion war sehr stark - sehr, sehr stark», sagte Netanjahu kurz vor seinem Abflug nach Israel. Seinen Besuch bei US-Präsident Donald Trump kürzte er wegen der Spannungen in der Heimat ab. «Die Hamas sollte wissen, dass wir nicht zögern würden, (nach Gaza) reinzugehen und alle nötigen Massnahmen zu ergreifen», drohte Netanjahu. Nach seiner Rückkehr wollte er umgehend das Verteidigungsministerium aufsuchen.

Ausgelöst wurden die jüngsten Spannungen durch einen Raketenangriff aus dem Gazastreifen am Montag. Das Geschoss schlug in einem Wohnhaus nördlich von Tel Aviv ein, sieben Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt, darunter drei Kinder. Raketenangriffe in derartiger Entfernung vom Gazastreifen sind äusserst selten. Israel machte die Hamas für den Angriff verantwortlich. Diese wies eine Verantwortung zurück und erklärte, die Rakete könnte versehentlich oder wegen «schlechten Wetters» losgegangen sein.

Als Reaktion griff die Luftwaffe nach eigenen Angaben zahlreiche Hamas-Ziele im Gazastreifen an, darunter das Büro von Hamas-Chef Ismail Hanija. Der Küstenstreifen wurde von Explosionen erschüttert, Feuerbälle stiegen in den Himmel. Sieben Menschen wurden verletzt.

Im Gegenzug wurden wiederum zahlreiche Raketen auf israelisches Gebiet abfeuert, im Süden des Landes heulten die Alarmsirenen. Einige Geschosse wurden von der israelischen Luftabwehr abgefangen, andere trafen unbewohntes Gebiet. In der südisraelischen Stadt Sderot wurde indes ein Haus beschädigt. Militante Gruppen, darunter die Hamas und der Islamische Dschihad, bekannten sich zu Angriffen.

Trotz einer am Montagabend von der Hamas ausgerufenen Waffenruhe, die von Israel nicht bestätigt wurde, hielt die beiderseitige Gewalt in der Nacht an. Am Morgen beruhigte sich die Lage zunächst. Im Gazastreifen blieben Schulen und Regierungsgebäude am Dienstag vorsorglich geschlossen, auch Schulen in Teilen Südisraels blieben geschlossen.

Die jüngste Konfrontation erfolgte zu einem für Netanjahu heiklen Zeitpunkt: Am 9. April wird gewählt, der Regierungschef muss nun entscheiden, ob er das Risiko einer weiteren Eskalation eingehen will. Bislang machte er dazu keine klaren Angaben, drohte aber, Israel sei bereit «noch viel mehr zu tun». «Wir werden tun, was nötig ist, um unser Volk und unseren Staat zu verteidigen», sagte Netanjahu am Dienstag der proisraelischen US-Lobbygruppe Aipac per Videolink.

Bewohner von Südisrael beschuldigten die Regierung, sich nur dann um die Lage am Gazastreifen zu kümmern, wenn eine Rakete bei Tel Aviv einschlage. Im Süden des Landes in der Nähe zum Gazastreifen lebten die Menschen dagegen in ständiger Angst vor Raketenangriffen.

Netanjahu stehe nun vor dem Dilemma, bei einer zurückhaltenden Reaktion von Befürwortern eines grossangelegten Einsatzes gegen die Hamas abgestraft zu werden oder «sich in ein Abenteuer im Gazastreifen zu stürzen ohne zu wissen, wie und wann er das wieder beenden kann», schrieb die Zeitung «Maariv».

Weitere Spannungen drohen indes am Wochenende: Am Samstag jähren sich die Palästinenser-Proteste entlang der Grenze, die seit Monaten zu Zusammenstössen mit der israelischen Armee führen, zum ersten Mal. Es wird mit grossen Demonstrationen gerechnet.

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