Giovanni Falcone: 30. Todestag des Mafia-Jägers
Der bekannte italienische Mafia-Jäger Giovanni Falcone starb vor genau 30 Jahren. Er wurde von der Cosa Nostra durch ein Attentat mit einer Autobombe ermordet.
Das Wichtigste in Kürze
- Giovanni Falcone jagte die Mafia bis vor 30 Jahren.
- Damals wurde der Richter durch ein Bombenattentat in seinem Auto umgebracht.
- Sein Todestag bleibt ein wichtiger Gedenkanlass und dient als Warnung.
Im Frühjahr 1992 reisst eine Bombe den Anti-Mafia-Kämpfer Giovanni Falcone in den Tod, Italien ist geschockt von der rohen Gewalt. Nun jährt sich der Mord zum 30. Mal. Inzwischen geht die Mafia «stiller» vor, dennoch müssen auch heute die Gegner um ihr Leben fürchten.
Blutbad von Capaci
An einem schwülen Samstagabend im Mai 1992 fahren Giovanni Falcone und seine Frau Francesca Morvillo Richtung Palermo. Sie kommen aus Rom. Der bekannte Mafia-Jäger im Staatsdienst sitzt am Steuer des Autos.
Gegen 18.00 Uhr explodieren auf der A29 nahe dem Ort Capaci plötzlich 500 Kilogramm Sprengstoff unter der Strasse. Der Begleitwagen wird in die Luft geschleudert und Falcones Auto kracht in den Bombenkrater. Der 53-Jährige und seine Frau sterben, ebenso drei Leibwächter – sie sind Opfer der sizilianischen Cosa Nostra geworden.
Wer die Mafia jagt, schwebt ständig in Lebensgefahr – damals wie heute. Jüngst wurde bekannt, dass in Kalabrien ein Anschlag auf den Staatsanwalt Nicola Gratteri verübt werden sollte. Jahrestage wie jener der «Strage di Capaci», des Blutbads von Capaci, sind manchmal besondere Anlässe für die Mafia. Sie wollen und können zeigen, dass es sie noch gibt.
«Mafia ist ein Panther»
Wie Gratteri stand auch Giovanni Falcone unter ständigem Personenschutz. «Die Cosa Nostra vergisst nicht.» Dies sagte der 1939 in Palermo geborene Mafia-Jäger in einem Interview nur wenige Tage vor dem Anschlag. «Die Mafia ist ein Panther; wendig, brutal und hat das Gedächtnis eines Elefanten.»
Damals warb der Jurist für seine Idee einer «Superprocura», eine Super-Staatsanwaltschaft, damit sich die Mafia-Bosse nicht weiter ausbreiten können. Inzwischen gibt es diese.
Er und seine Kollegen legten damals Grundsteine im Kampf gegen die gefürchtete Cosa Nostra. «Richter Falcone hat eine neue Ermittlungsmethode, später bekannt als «Follow the money» (Folge dem Geld), erarbeitet.» Dies sagt Lorena Di Galante, Chefin des zweiten Reviers der nationalen Antimafia-Ermittlungsdirektion (Dia).
Dadurch sei es möglich gewesen, Banküberweisungen der Mafia zu verfolgen und Bewegung von illegal beschafftem Geld zu rekonstruieren. Dies erklärte Di Galante weiter. Derartige Ermittlungen seien heute Eckpfeiler der Untersuchungen. Sie legten die Verflechtungen in der Gesellschaft, auf politischer, wirtschaftlicher und unternehmerischer Ebene offen.
Auch Freund von Giovanni Falcone umgebracht
Einige Mafia-Jäger bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben: Wenige Wochen nach dem Mordanschlag von Capaci tötete die Mafia auch den Juristen Paolo Borsellino mit einer Autobombe in Palermo. Er war ein Freund Falcones aus Kindheitstage. Er besuchte gerade seine Mutter.
Die Anschlagserie riss Italien aus dem Schlaf der Gleichgültigkeit gegenüber dem organisierten Verbrechen. Die Justiz ermittelte später die Drahtzieher. Zeugen packten aus und brachen die Omertà, das Gesetz des Schweigens innerhalb der Mafia gegenüber den Behörden.
Viele landeten danach hinter Gittern. So auch der mächtige Mafia-Boss Salvatore «Toto» Riina. Er ist der «Boss der Bosse» aus dem kleinen Ort Corleone. Dessen Name dürfte vielen aus dem Film «Der Pate» ein Begriff sein.
Falcones Todestag ist wichtiger Tag für Italien
Vor drei Jahrzehnten (23. Mai 1992) starb Giovanni Falcone. Die Mafia in Italien lebt aber weiterhin. Wöchentlich berichten Finanzpolizei, Carabinieri oder die Staatspolizei von Festnahmen mutmasslicher Mafiosi und beschlagnahmten Gütern in Millionenhöhe.
Wie viele Mafia-Kriminelle in Italien schätzungsweise aktiv sind, gibt Di Galante nicht preis, dafür aber Ermittlungserfolge seit 1992: Mehr als 11'000 Menschen wurden demnach im Zusammenhang mit der Mafia festgenommen und rund 7,9 Milliarden Franken an Gütern beschlagnahmt.
Der 23. Mai ist für Italien ein wichtiger Tag des Gedenkens und des Mahnens. Staatspräsident Sergio Mattarella, gebürtig aus Palermo, wird sich anlässlich des Anschlags äussern. Für ihn hat der Jahrestag eine persönliche Bedeutung: Sein Bruder Piersanti wurde 1980 als Regionspräsident von Sizilien von der Mafia ermordet.