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«Goldnest» aus Schule gestohlen: Clan-Mitglied vor Gericht

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Deutschland,

Das Kunstwerk stand in einer schussfesten Vitrine und galt als sehr gut gesichert. Dennoch verschwand der knapp ein Kilogramm schwere Goldschatz aus einem Schul-Foyer. Nun steht ein junger Mann vor Gericht.

Der Angeklagte sitzt im Gerichtssaal im Kriminalgericht Moabit. Foto: Christophe Gateau/dpa
Der Angeklagte sitzt im Gerichtssaal im Kriminalgericht Moabit. Foto: Christophe Gateau/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Hammer, Axt und Glassäge rückten Einbrecher an: Nach dem Diebstahl eines aus Gold gefertigten künstlichen Vogelnestes aus einer Berliner Grundschule vor rund zwei Jahren hat sich einer der mutmasslichen Täter vor Gericht in Schweigen gehüllt.

Der 20-Jährige werde sich vorläufig nicht zu den Vorwürfen äussern, sagte einer der beiden Verteidiger am Montag zu Beginn des Prozesses am Amtsgericht Berlin-Tiergarten.

Angeklagter aus arabischstämmiger Grossfamilie

Der Angeklagte aus einer arabischstämmigen Grossfamilie soll das gesicherte Kunstwerk «Goldnest» aus dem Foyer einer Schule im Ortsteil Biesdorf zusammen mit mindestens einem bislang unbekannten Komplizen entwendet haben. Um an das filigrane Exponat zu kommen, sollen die Täter laut Staatsanwaltschaft in der Nacht zum 15. Mai 2019 mit einer Glassäge die «schussfest verglaste und vollständig verschweisst in der Wand eingelassene Vitrine» zerstört haben. Die Einbrecher hätten sich zuvor Zutritt zu dem Foyer verschafft, indem sie eine Fensterscheibe in Nähe des Haupteinganges mit einem Werkzeug zerschlagen hätten.

«Das Kunstwerk bestand aus 14-karätigem Feingold und hatte einen Wert von etwa 28.000 Euro», so die Anklage. Die knapp ein Kilogramm schwere Vogelnest-Nachbildung mit 74 goldenen Zweigen ist laut Staatsanwaltschaft bis heute verschwunden. Ermittler vermuten, dass das Goldnest ebenso wie die 2017 gestohlene 100-Kilo-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum eingeschmolzen worden sein könnte. Für den Diebstahl der Münze wurden Clan-Mitglieder verurteilt.

Die Ermittler hatten nach dem Goldnest-Diebstahl schnell zwei junge Kriminelle aus verschiedenen arabischstämmigen Clans im Verdacht - einer von ihnen steht nun vor Gericht. Dem vorbestraften Mann werden Diebstahl im besonders schweren Fall, Einbruchsdiebstahl, Diebstahl mit Waffen und Sachbeschädigung zur Last gelegt.

«Prestige» durch erfolgreichen Coup

Als die Spuren ins Clan-Milieu führten, sagte ein Vertreter der Berliner Staatsanwaltschaft, der Diebstahl sei auch «eine Machtdemonstration» gewesen. Zu Prozessbeginn schrieb der Sprecher der Berliner Polizeigewerkschaft, Benjamin Jendro, auf Twitter: «Der materielle Wert ist nicht zu vernachlässigen, viel wichtiger in bestimmten Kreisen aber ist das Prestige, welches man sich durch solch einen Coup aufbaut.»

Eine Überwachungskamera lief mit, als sich mindestens zwei maskierte Täter wenige Minuten nach Mitternacht der Vitrine mit dem Goldnest näherten. Sie hätten die Kamera mit schwarzer Farbe besprüht, um sie trübe zu machen, schilderte ein Polizist als Zeuge. Weil die Farbe von der Linse gelaufen sei, habe man einige Aufzeichnungen von der Tat. Eine am Einstiegsfenster gesicherte DNA-Spur habe später dem Angeklagten zuordnet werden können.

In den Tagen vor der Tat waren der Angeklagte und ein junger Mann aus einem anderen Clan von Ermittlern an der Schule beobachtet worden. Der Angeklagte sei zum Eingang gegangen und habe ins Foyer gesehen, so ein Beamter im Prozess. Warum die beiden Männer damals über mehrere Tage hinweg observiert worden waren, blieb im Prozess zunächst offen. Die Anwälte widersprachen der Verwertung von Erkenntnissen aus der Observation und erklärten, sie hätten noch nicht prüfen können, ob diese rechtens gewesen sei. Die Beobachtung soll am Tag vor der Tat beendet worden sein.

Als Zuschauer sass zu Prozessbeginn der Künstler Thorsten Goldberg mit im Saal. Er hatte das «Goldnest» im Rahmen eines Wettbewerbs zum 2018 eröffneten Neubau der Grundschule gefertigt. Am Rande der Verhandlung bezifferte der Künstler den Wert auf etwa 80.000 Euro. Nach seiner Idee sollten Schüler und Ehemalige nach 14 Jahren entscheiden können, was mit dem Gold geschehen soll. Der Prozess wird am 12. Juli fortgesetzt.

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