Atlantik-Überfahrt: Raue erste Nacht für Greta Thunberg
Einen Tag nach ihrem Aufbruch Richtung USA befindet sich die Segeljacht mit der Klimaaktivistin Thunberg im Nordatlantik. Trotz unruhiger See läuft alles nach Plan. Doch die 16-Jährige bekommt Gegenwind von Kritikern.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach ihrer ersten Nacht auf dem Atlantik ist die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg wohlauf.
«100 Seemeilen westlich von Kap Finisterre. Eine sehr unruhige Nacht, aber ich habe überraschend gut geschlafen», schrieb die 16-Jährige am Donnerstag auf Twitter.
We are on our way!
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) August 14, 2019
Leaving Plymouth and heading for New York. Follow our journey here https://t.co/qJn5ShWQbB pic.twitter.com/U2Lbv3Xgzs
Einige Delfine seien in der Nacht aufgetaucht und neben dem Boot geschwommen. Wie die Live-Ortung des Spezialbootes zeigte, hatte die Hochseejacht «Malizia» auf dem Weg nach New York bis Donnerstagnachmittag rund 240 Seemeilen zurückgelegt.
Thunberg war am Mittwoch vom südenglischen Plymouth aus zu ihrem angekündigten Transatlantik-Törn aufgebrochen. Sie vermeidet Flugreisen, weil dabei viele klimaschädliche Treibhausgase freigesetzt werden. Mit an Bord sind die Profisegler Boris Herrmann und Pierre Casiraghi sowie Vater Svante und ein Filmemacher.
And she’s on her way @GretaThunberg pic.twitter.com/diMrPesk3g
— Jacquie Bird (@JacquieBirditv) August 14, 2019
«Die Nacht war bewegt und rau, aber fast alle haben etwas schlafen können», schrieb Herrmann auf Twitter. Es gehe jetzt darum, sich an Bord zu organisieren. Alles laufe in Zeitlupe.
Die Stimmung an Bord sei gut, sagte Andreas Kling, Hermanns Sprecher, der dpa. Greta sei am Abend früh ins Bett gegangen, seekrank sei sie nicht. Zu essen gebe es an Bord derzeit noch frische Lebensmittel - «die richtige Astronautennahrung, die gefriergetrocknete, die gibt es am dritten Tag spätestens», sagte Kling. Die Rennjacht werde New York in etwa zwei Wochen, am 28. oder 29. August erreichen.
Greta Thunberg departs Plymouth, onboard the Malizia II, a solar-powered racing yacht, bound for a climate conference in New Yorkhttps://t.co/LyP4G7kjAA pic.twitter.com/I6DnBrSzJe
— BBC News (UK) (@BBCNews) August 14, 2019
Über den Atlantik reist die Aktivistin, um unter anderem am UN-Klimagipfel in New York im September sowie an der alljährlichen Weltklimakonferenz in Chile im Dezember teilzunehmen. Thunberg geht es darum, den weltweiten Ausstoss von Treibhausgasen rapide zu senken, damit der Anstieg der globalen Erdtemperatur im Idealfall noch auf unter 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann. Bis heute hat sich die Temperatur bereits um rund ein Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erhöht. Die Welt müsse auf die Erkenntnisse der Forschung hören und im Kampf gegen die Klimakrise handeln, fordert Thunberg.
Wie die Tageszeitung «taz» berichtet, ist der Segeltörn der Klimaaktivistin jedoch weniger klimafreundlich, als es den Anschein macht. Denn nach der Ankunft in New York werde die Jacht von etwa fünf Seglern wieder zurück nach Europa gebracht. Diese müssten dafür zunächst in die USA fliegen. Auch Thunbergs Skipper werde die Rückreise aus den USA mit dem Flugzeug antreten. Der Segeltörn löse also sechs Flugreisen über den Atlantik aus - wären Thunberg und ihr Vater geflogen, wären es weniger gewesen. Der Emissionsrechner der Organisation Atmosfair berechne für einen Flug von New York nach Hamburg einen Ausstoss von rund 1800 Kilogramm Kohlendioxid.
Diese Rechnung sei den Seglern bekannt, sagte Kling der dpa. Es gehe aber nicht darum, mit der Aktion allein das Klima zu retten, sondern man wolle Aufmerksamkeit erregen. «Wir müssen einfach alle darüber nachdenken, ob wir einfach einmal weniger fliegen», so Kling. Darum gehe es auch Thunberg. Wie sie selbst nach Abschluss ihrer Reise nach Europa zurückkehrt, sei noch offen. Es sei nicht auszuschliessen, dass sie erneut mit dem Segelboot fahre - je nachdem, wie es ihr auf der Atlantiküberquerung ergehe. «Viele von uns eingefleischten Seglern haben so etwas noch nie gemacht und sie ist ja keine Seglerin», sagte Kling.