Halle: Polizistin schickte Liebesbriefe an Attentäter

Simon Binz
Simon Binz, AFP

Deutschland,

Da eine deutsche Polizistin in die Nähe des inhaftierten Synagogen-Attentäters von Halle, Stephan B., gesucht hatte, wurde sie beurlaubt.

Stephan Halle (Saale)
Stephan B. trifft am Gericht ein. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Halle-Attentäter erhielt im Gefängnis Liebesbriefe von einer Polizistin.
  • Darin äusserte die junge Frau eine Neigung zu rechtsextremen Verschwörungstheorien.
  • Die Polizeiinspektion Dessau-Rosslau führt nun eine interne Ermittlung durch.

Stephan B. hatte vor zwei Jahren einen der schwersten rechtsextremen Anschläge in der Geschichte der deutschen Bundesrepublik verübt.

Am 9. Oktober 2019 versuchte er, die Synagoge in Halle zu stürmen und betende Juden zu erschiessen. Während des Angriffs befanden sich rund 50 Gläubige im Gotteshaus.

Der Anschlag scheiterte an der gesicherten Tür und Ladehemmungen der Selbstbauwaffen des Neonazi. Infolge des gescheiterten Anschlags hatte B. anschliessend zwei Menschen in der Stadt Halle erschossen.

Ende 2020 wurde er zu lebenslanger Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt. Ein Gutachter diagnostizierte bei ihm eine Persönlichkeitsstörung.

Neonazi Stephan B. Halle
Der Neonazi Stephan B. hatte am 9. Oktober in Halle (D) nach einem gescheiterten Anschlag in einer Synagoge, zwei Menschen in der Stadt ermordet. - Keystone

Jetzt wird bekannt, dass eine junge Polizeibeamtin dem rechtsextremen Attentäter Liebesbriefe ins Gefängnis geschickt hat. Davon berichtet die «Mitteldeutsche Zeitung» in ihrer Dienstagsausgabe. In dem Bericht ist die Rede davon, dass die junge Beamtin per Brief romantische Gefühle gegenüber B. ausgedrückt hat.

Gegen die Polizistin aus dem Bereich der Polizeiinspektion Dessau-Rosslau läuft laut dem Bericht derzeit eine interne Ermittlung: Diese soll klären, inwiefern die Frau gegen Beamtenrecht verstossen hat und inwiefern sie die rechtsextremen Ansichten teilt.

Die Frau Anfang 20 soll nämlich in den Briefen selbst eine Neigung zu rechtsextremen Verschwörungstheorien offenbart haben. So erwähnte sie darin etwa, dass sie an ein jüdisches Machtmonopol glaube. Dass der Fall ans Licht kam, soll auf interne Hinweise von aufmerksamen Kollegen zurückgehen.

Attentäter Halle Deutschland
Ende 2020 wurde der Attentäter von Halle (D) zu lebenslanger Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt. - Keystone

Laut dem Bericht hatte die Polizisten den Briefkontakt zu dem 29-jährigen Neonazi selbst gesucht. Sicherheitsexperten sähen demnach in dem Fall Ansätze einer seltenen sexuellen Neigung: dem «Bonnie-und-Clyde-Syndrom», in der Medizin als Hybristophilie bezeichnet. Betroffene fühlen sich zu Kriminellen hingezogen, insbesondere zu Gewalttätern und Mördern.

Auch brisant: Laut der «Mitteldeutscher Zeitung» erhielt Stephan B. in der Haft ausserdem Post von polizeibekannten Rechtsextremisten.

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