Harter Wettbewerb um Friseure macht den Haarschnitt teurer
Um noch neue Mitarbeiter zu finden, müssen Friseursalons höhere Löhne bieten - und das wirkt sich auf die Preise aus. Dass Frauen immer mehr bezahlen als Männer, muss aber nicht sein, sagt der Branchenverband.
Das Wichtigste in Kürze
- Höhere Löhne für Friseure machen den Haarschnitt teurer.
Im Friseurhandwerk gebe es - wie in vielen anderen Handwerksberufen - einen grossen Wettbewerb um Mitarbeiter, sagte Jörg Müller, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Friseurhandwerks, der Deutschen Presse-Agentur.
«Da müssen wir einfach auch mehr zahlen, mehr bieten.» Die höheren Lohnkosten müssten die Salonbetreiber auf die Preise umschlagen. Viele Salons zahlten längst mehr als den Mindestlohn, sagte Müller.
Und das dürfte so weitergehen: «Wir glauben, dass die Löhne mittelfristig einfach noch steigen werden im Friseurhandwerk», denn der Wettbewerb um gute Köpfe im Handwerk nehme zu. Immer mehr junge Menschen entschieden sich für akademische Berufe, was dazu führe, dass «Mitarbeiter in Handwerksberufen knapp werden, und Verknappung bedeutet immer ein Ansteigen der Preise».
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes sind die Preise fürs Haareschneiden von 2015 bis 2018 um 6,6 Prozent gestiegen. Bei Friseurdienstleistungen für Frauen lag der Anstieg demnach sogar bei 7 Prozent, Preise für Männer verzeichneten ein Plus von 5,9 Prozent.
Die jüngsten Zahlen zum Durchschnittspreis eines Nasshaarschnitts stammen nach Angaben des Zentralverbands aus dem Jahr 2017: Frauen mussten im Durchschnitt 27,20 Euro bezahlen, Männer 21,20 Euro. Der Zentralverband bezieht diese Zahlen aus der jährlichen Erfolgs-Vergleichs-Analyse (EVA) im Auftrag des Kosmetikkonzerns Wella. Für die Erhebung melden rund 550 Salons regelmässig unter anderem ihre Preise und die Ausgaben ihrer Kunden.
Warum diese Unterschiede? Männer gingen häufiger zum Friseur, zahlten also insgesamt nicht zwingend weniger als Frauen, sagte Müller. Ausserdem: «Ein Damenhaarschnitt - auch wenn das viele nicht glauben wollen - ist einfach aufwendiger, wird anders geschnitten.» Sei eine Frau nicht bereit, mehr als ein Mann zu bezahlen, weil sie ohnehin einen Kurzhaarschnitt trage, sollte sie im Eingangsgespräch sagen, dass sie einen Herrenhaarschnitt möchte, rät der Experte. Dann weise der Friseur sie zwar in der Regel darauf hin, dass der Ansatz möglicherweise anders aussehe und die Haare anders fielen. Stimme die Frau aber zu, dass es ein klassischer Herrenhaarschnitt sein dürfe, zahle sie auch nur den Herrenpreis.
Auch die Nachfrage bestimme den Preis, sagte Müller. Und die Nachfrage lege zu: «Denken Sie nur mal an Instagram.» Das Foto-Netzwerk im Internet verdeutliche, wie gross der Trend zur «visuellen Selbstoptimierung» sei. «Und da wird Friseurdienstleistung auch immer stärker nachgefragt werden», sagte Müller. Verstärkte Nachfrage führe wiederum zu mehr und ausdifferenzierteren Angeboten: Man lässt sich nicht mehr nur die Haare schneiden, sondern auch föhnen, färben, verlängern, verdichten, hochstecken, glätten, wellen, stylen, Wimpern färben, Brauen zupfen - und natürlich hat jede Leistung ihren Preis.
Frauen geben durchschnittlich allerdings deutlich mehr für einen Friseurbesuch aus, als ein Nasshaarschnitt kostet. Die EVA-Zahlen aus dem Jahr 2017 zeigen: Frauen gaben in dem Jahr durchschnittlich 53,79 Euro pro Friseurbesuch aus, 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Durchschnittsmann liess jedes Mal 20,99 Euro beim Friseur, 1,3 Prozent mehr als 2016.