Herzog über Türkei: «Können und sollten zusammenarbeiten»
Es könnte ein Neuanfang sein: Zwischen der Türkei und Israel herrschte lange Eiszeit. Doch jetzt nähern sich die beiden Länder wieder diplomatisch an.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach mehr als zehn Jahren ist erstmals wieder ein israelischer Präsident in die Türkei gereist.
Izchak Herzog sagte bei seinem Besuch am Mittwoch in Ankara, Israel und die Türkei «könnten und sollten zusammenarbeiten in vielen Bereichen, die einen dramatischen Einfluss auf diese Region haben, die wir alle "Heimat" nennen». Erdogan nannte den Besuch «historisch». Er hoffe damit einen «Wendepunkt» in den Beziehungen zwischen beiden Staaten zu erreichen. Beide posierten mit einem langen Handschlag nach ihrer gemeinsamen Pressekonferenz.
Zwischen den einst engen Bündnispartnern Türkei und Israel war es 2010 zum Zerwürfnis gekommen, nachdem bei der Erstürmung eines Gaza-Solidaritätsschiffs durch die israelische Marine zehn türkische Staatsbürger getötet worden waren. 2016 kam es zu einer Wiederannäherung. Seit der Gaza-Krise 2018 aber, die rund um die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem eskaliert war, haben die beiden Länder keine Botschafter mehr im jeweils anderen Land. Nach Angaben von Herzogs Büro besuchte zuletzt 2007 ein israelischer Präsident die Türkei.
Die Türkei dürfte vor allem an besseren wirtschaftlichen Beziehungen Interesse haben. Israel treibt ausserdem gemeinsam mit anderen Ländern ein Gas-Pipeline-Projekt durch das östliche Mittelmeer voran. Von dem ist die Türkei bisher zu ihrem Missfallen ausgeschlossen. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagte Erdogan, die aktuelle weltpolitische Situation zeige, wie wichtig Energiesicherheit sei und erklärte die Bereitschaft der Türkei zu Kooperation.
Beide Länder unterhalten enge Beziehungen zu Russland und zur Ukraine und sind jeweils als potenzielle Vermittler im Gespräch. Auf Initiative der Türkei sollen am Donnerstag die Aussenminister der Ukraine und Russlands, Dmytro Kuleba und Sergej Lawrow, in Antalya zusammenkommen.