Hungrige Eisbären nähern sich Dorf am Nordpolarmeer
Der Hunger treibt sie in die Dörfer am Polarmeer: Unterernährte Eisbären verbreiten Angst im Nordosten Russlands. Die Raubtiere - die menschliche Siedlungen normalerweise meiden - sind Klimaflüchtlinge.
Das Wichtigste in Kürze
- Menschen am Polarmeer im Nordosten Russlands müssen wieder hungrige und unterernährte Eisbären fürchten.
56 Tiere seien in den vergangenen Tagen in der Nähe des Dorfes Ryrkaipij gesichtet worden, teilte die Umweltstiftung WWF in Moskau mit. «Fast alle Bären sind dünn.»
Patrouillen sollen auf der Tschuktschen-Halbinsel nun verhindern, dass die Tiere zu den Häusern gelangen. Die Zahl der Mitarbeiter sei aufgestockt worden.
Eisbären sind in der Region nach Angaben der Umweltschützer zwar zu Hause. Ungewöhnlich sei aber, dass sich so viele in eine besiedelte Region wagten. In dem Dorf sind deswegen den Angaben nach sämtliche öffentliche Veranstaltungen abgesagt worden. Kinder werden demnach mit Bussen zum Kindergarten oder zur Schule gebracht.
Auf der Halbinsel herrschen dem WWF zufolge für Anfang Dezember ungewöhnlich warme Temperaturen. Deshalb sei das Eis vor der Küste noch nicht dick genug, damit Eisbären dort auf Robbenjagd gehen könnten. Tierschützer machen die Erderwärmung dafür verantwortlich.
Erst im Februar hatten sich auf der Inselgruppe Nowaja Semlja über Wochen etwa 50 Eisbären in der Nähe von Menschen aufgehalten. Sie durchsuchten Mülltonnen und drangen in Häuser ein. Auch im Sommer gab es Berichte von einzelnen Bären in dem Gebiet.
Die Organisation Pro Wildlife forderte indes ein Ende der Eisbärenjagd. Derzeit lebten weltweit noch etwa 26.000 Tiere, zitierten die Umweltschützer Daten der Weltnaturschutzunion IUCN. Ihr Bestand werde Prognosen zufolge bis 2050 allein wegen der Erderwärmung um 30 Prozent zurückgehen.
«Kanada erlaubt als einziges Land die Jagd für den kommerziellen Handel mit Fellen», hiess es. Europa sei ein bedeutender Absatzmarkt für Felle, auch ein Grossteil der Trophäenjäger komme aus der EU. Die Jäger und Händler hätten es auf die grössten und stärksten Tiere abgesehen. Diese seien für die Überlebens- und Anpassungsfähigkeit der Art jedoch besonders wichtig.