Im Staatsfernsehen: Weissrussland zeigt verprügelte Demonstranten

Diktator Lukaschenko kämpft mit harten Bandagen gegen Demonstranten. Über 6000 wurden festgenommen. Im Staatsfernsehen werden verängstigte Protestler gezeigt.

Demonstranten Weissrussland
Verhaftete Demonstranten wurden eingeschüchtert und mussten vor laufender Kamera erklären, dass sie nicht mehr an den Demonstrationen gegen Alexander Lukschenko Teilnehmen werden. - Screenshot «HOBOCTV»

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach den Wahlen in Weissrussland kommt es zu heftigen Demos und tausenden Verhaftungen.
  • Das Staatsfernsehen zeigt ein Video von eingeschüchterten, verhafteten Demonstranten.
  • Sie mussten versprechen, nie mehr an solchen Protestaktionen teilzunehmen.

Die Wut in Belarus (Weissrussland) ist gross. Nach dem offensichtlichen Wahlbetrug in der «letzten Diktatur Europas» demonstrieren die Weissrussen den vierten Tag in Folge.

Menschen in Minsk, Grodno und anderen Städten riefen Präsident Alexander Lukaschenko dazu auf, die Gewalt zu beenden und abzutreten. Doch dieser kämpft mit harten Bandagen.

Präsidentenwahl in Belarus
Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus, gibt seinen Stimmzettel während der Präsidentschaftswahlen in einem Wahllokal ab. - dpa

Demonstranten müssen im Staatsfernsehen Erklärung abgeben

Das Staatsfernsehen zeigte ein Video von verhafteten Demonstranten. Sichtlich eingeschüchtert müssen sie vor laufender Kamera erklären, dass sie nicht mehr an Protesten gegen den Präsidenten teilnehmen werden.

Die Verhafteten weisen zum Teil Schrammen und Wunden im Gesicht auf. Dies ist ebenfalls im Video zu sehen. Es muss vermutet werden, dass sie sich die Verletzungen bei den Protesten oder in der Haft zugezogen haben.

weissrussland
Die verhafteten Demonstranten weisen Schrammen im Gesicht auf. - Screenshot HOBOCTV

Klar ist: Für Lukaschenko und seine Gefolgsleute geht es um Alles. Darum schrecken seine Sicherheitsmänner kaum vor Gewalt zurück. In Minsk etwa schossen Männer in schwarzen Uniformen und Sturmmasken wahllos mit Gummigeschossen in Richtung von Bürgern. Diese buhten von Balkonen aus die Beamten aus und riefen «Schande».

Zwei Todesfälle

Bisher wurden zwei Todesfälle bei den seit Sonntag andauernden Protesten verzeichnet. Eine Mutter warf der Polizei vor, ihren Sohn am Wahlsonntag entführt und seinen Tod verursacht zu haben. Die Behörden bestätigten, dass der 25-Jährige tot sei, die Todesumstände aber untersucht werden müssten.

Belarus Election
Polizisten schlagen einen Demonstranten in Minsk. - Keystone

Ein anderer Mann war durch einen Sprengsatz gestorben. Es gab bisher Hunderte Verletzte und mehr als 6000 Festnahmen bei den grössten Protesten in der Geschichte des Landes.

Proteste in Belarus
Demonstrantinnen in weisser Kleidung machen Peace-Zeichen mit den Händen und halten Blumen und protestieren in Solidarität mit den Demonstranten, die bei den Protesten gegen Wahlfälschungen verletzt wurden. - dpa

Bei der Präsidentenwahl am Sonntag hatte sich Lukaschenko mit 80,08 Prozent der Stimmen zum sechsten Mal als Sieger ausrufen lassen. Lukaschenko ist seit mehr als 26 Jahren im Amt ist und gilt als «letzter Diktator Europas». Seine Gegner sehen dagegen die 37 Jahre alte Kandidatin Swetlana Tichanowskaja als Siegerin. Sie ist unter dem Druck der Behörden in das EU-Land Litauen geflohen.

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