Internationale Pressestimmen nach dem Nein zum Brexit Deal
Die britischen Abgeordneten haben sich gegen Theresa Mays Brexit-Plan ausgesprochen. Die internationale Presse spricht von einem «Gefühl der Panik».
Das Wichtigste in Kürze
- Theresa May hat die Abstimmung im britischen Unterhaus zum Brexit-Deal verloren.
- «Das Ausmass ihrer Niederlage ist der Beweis», meint die internationale Presse.
Nach dem Nein des britischen Parlaments zum Brexit-Deal von Premierministerin Theresa May reagiert die internationale Presse am Mittwoch mit Unverständnis und Verunsicherung.
«Telegraph» (Grossbritannien): «Was Frau May grundsätzlich nicht verstanden hat, ist, dass man zur Umsetzung des Referendums klar mit Europa brechen muss. Das erfordert, sich für eine Seite zu entscheiden und sich für sie einzusetzen. Ihr Versuch, alle – einschliesslich Brüssel – zufriedenzustellen – hat am Ende niemanden zufriedengestellt. Das Ausmass ihrer Niederlage ist der Beweis.
«Guardian» (Grossbritannien): «Eine fehlende Führung kann zu einem Gefühl der Panik führen, das von einer Regierung noch verstärkt wird, die Lebensmittel- und Medikamentenvorräte anlegt, als bereite sie sich auf einen Krieg vor. Wir müssen dem Chaos und der Spaltung ein Ende setzen, die soviel dazu beigetragen haben, unser Land zu entstellen.»
«Eine fluchbeladene Heldin»
«Les Dernières Nouvelles d'Alsace» (Frankreich): «Eine fluchbeladene Heldin, die allen Widerständen zum Trotz am Ruder eines abdriftenden Schiffes verbleibt. (...) Es gibt wohl in der westlichen West keinen Regierungschef, der so erniedrigt, verurteilt und verraten wurde wie die britische Premierministerin. Und dennoch gibt sie nicht auf. Hundert Mal hat man sie am Boden gesehen. Hundert Mal ist sie wieder aufgestanden – und keiner weiss, ob es sich um Mut oder Leichtfertigkeit handelt.»
«Neue Zürcher Zeitung» (Schweiz): «Früher traten Regierungschefs zurück, wenn sie eine wichtige Abstimmung verloren hatten, auch bei unwichtigeren Niederlagen. May aber wird freiwillig nicht gehen, aus zweierlei Gründen. Erstens würde die Krise kaum gemildert, wenn in den nächsten Wochen Neuwahlen stattfinden müssten. Zweitens führte das Parlament 2011 eine Gesetzesänderung ein, die fixe Legislaturperioden von fünf Jahren vorsieht. Der demokratischen Tradition steht somit der Buchstabe des Gesetzes entgegen. Das könnte noch zu einer Verfassungskrise führen.»
«La Repubblica» (Italien): «Das Abkommen, über das zweieinhalb Jahre mit der Europäischen Union verhandelt wurde, wurde abgelehnt. Und Grossbritannien gleicht einer abdriftenden Insel. Der Brexit scheint zurück an seinem Ausgangspunkt zu sein. Es gibt viele Spekulationen, aber keinerlei Sicherheit. Alles scheint möglich.»