Istanbul Flughafen: Vorwürfe nach tödlichen Unfällen
Er soll der grösste Flughafen der Welt werden: Der neue Airport in Istanbul wird schon im Oktober eröffnet. Doch Gewerkschafter beklagen schwere Arbeitsunfälle auf der Baustelle.
Das Wichtigste in Kürze
- In Istanbul soll der grösste Flughafen der Welt gebaut werden.
- In den vergangenen Wochen kam es auf der Baustelle immer wieder zu tödlichen Arbeitsunfällen.
- Nun fordert die Baugewerkschaft bessere und sicherere Arbeitsbedingungen.
- Der neue Mega-Flughafen ist ein Prestigeprojekt von Erdogan und soll schon am 29. Oktober in Betrieb genommen werden.
Angesichts Dutzender tödlicher Arbeitsunfälle auf der Baustelle des neuen Flughafens in Istanbul hat die Baugewerkschaft die Arbeitsbedingungen kritisiert und Verbesserungen gefordert. «Das gesamte Team, vom Führungspersonal bis zum einfachen Arbeiter, ist einem unfassbaren Produktionsdruck ausgesetzt», sagte Özgür Karabulut, Vorsitzender der regierungskritischen Gewerkschaft Dev-Yapi-Is, der Deutschen Presse-Agentur. Durch den Druck, möglichst schnell zu arbeiten, entstünden die meisten oft tödlichen Unfälle.
Die islamisch-konservative AKP-Regierung müsse mehr Vorsorge für die Sicherheit der Arbeiter treffen, forderte er. Die Regierung weist die Vorwürfe der Gewerkschaft zurück.
Erdogans Mega-Projekt
Der neue Mega-Flughafen - ein Prestigeprojekt des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan - soll schon am 29. Oktober in Betrieb gehen. Es ist bereits der dritte Airport der Metropole.
Grösster Flughafen der Welt
Der Flughafen wurde in etwas mehr als vier Jahren aus dem Boden gestampft und soll nach vollständiger Fertigstellung eine Kapazität von 200 Millionen Reisenden im Jahr haben. Das würde ihn nach derzeitigem Stand zum grössten Flughafen der Welt machen. Zum Vergleich: Den Frankfurter Flughafen nutzten 2017 mehr als 64,5 Millionen Fluggäste.
32 Menschen mussten sterben
Doch das hohe Arbeitstempo in Istanbul hat offenbar seinen Preis. Nach Angaben der Gewerkschaft sind bislang mindestens 32 Arbeiter auf der Baustelle ums Leben gekommen. Erst Anfang April wurde ein 35-jähriger Arbeiter von einem Gegenstand erschlagen, wie aus Dokumenten, die der dpa vorliegen, hervorgeht. In einem Bericht der Zeitung «Cumhuriyet» ist sogar von 400 Arbeitern die Rede, die durch Unfälle auf der Baustelle ums Leben gekommen seien. Nach dem Artikel, der im Februar veröffentlicht wurde, wies das Arbeitsministerium die Vorwürfe zurück und gab an, dass 27 Arbeiter gestorben seien. Einige von ihnen hätten gesundheitliche Probleme gehabt.