Italienische Justiz erlässt internationale Haftbefehle
Nach der tragischen Seilbahn-Katastrophe im Mai ist die Frage um das Sorgerecht des einzigen Überlebenden weiterhin unklar. Es gab darum nun sogar Haftbefehle.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Sorgerechtsstreit um den Überlebenden des Seilbahnunglücks ist weiterhin ungeklärt.
- Der Junge hatte den Unfall im Mai als einziger überlebt, seine Eltern verstarben.
- Nun hat das zuständige Gericht aus Italien zwei Haftbefehle erlassen.
Im Sorgerechtsstreit um den kleinen Eitan hat die Staatsanwaltschaft in Pavia nach Medienberichten zwei internationale Haftbefehle erlassen. Eitan ist der einzige Überlebenden des Seilbahnunglücks in Norditalien.
Diese seien gegen den Grossvater und einen mutmasslichen Komplizen ergangen, berichtete die Zeitung «Corriere della Sera» am Mittwoch.
Der zuständige Ermittlungsrichter wollte sich auf Nachfrage nicht äussern. Der Grossvater mütterlicherseits soll den Jungen entgegen einer richterlichen Anordnung nach Tel Aviv gebracht haben.
Ein Anwalt der Tante väterlicherseits, Aya Biran-Nirko, bei Tel Aviv bestätigte den Haftbefehl gegen den Grossvater mütterlicherseits. Anwälte des Grossvaters äusserten sich auf Nachfrage zunächst nicht.
Die italienische Justiz schickte ein Gesuch dem Zeitungsbericht zufolge nach Israel – dort soll der Grossvater leben. Sie sendete ein weiteres nach Zypern, wo sein 50 Jahre alter Helfer leben soll.
Antwort der israelischen Behörden ist ausstehend
Der damals fünf Jahre alte Eitan hatte am Pfingstsonntag (23. Mai) den tödlichen Gondelabsturz am Monte Mottarone westlich des Lago Maggiore schwer verletzt überlebt. Seine Eltern, Urgrosseltern und der Bruder starben. Eitans Tante nahm den Jungen bei sich zu Hause nahe Pavia auf.
Man warte die Antwort der israelischen Behörden ab. Ausserdem fahre man mit dem Abschluss der Ermittlungen fort und werde dann ein Verfahren beantragen. Dies zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den Staatsanwalt in Pavia. Die Behörde in der norditalienischen Stadt wirft den beiden Männern vor, die Rückholung des Jungen nach Israel geplant zu haben.
Der Helfer habe wahrscheinlich für das private US-Sicherheits- und Militärunternehmen Blackwater gearbeitet, zitierte Ansa die Staatsanwaltschaft weiter. Die Beschuldigten sollen das Kind Mitte September mit einem Auto von Italien in die Schweiz nach Lugano gebracht haben. Vom dortigen Flughafen seien sie dann mit einem gecharterten Kleinflugzeug nach Israel geflogen.
In Tel Aviv kämpft die Familie um den Grossvater mütterlicherseits weiter gegen Versuche, Eitan wieder nach Italien zu bringen. Für diesen Donnerstag war eine Anhörung beim Bezirksgericht geplant.