Jeder Achte will die grossen Städte verlassen

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Deutschland,

Hohe Mieten, wenig Platz und die Erfahrung der Corona-Pandemie: Vielen Menschen haben die Nase voll vom Leben in den grossen Städten und wollen sie verlassen, wie eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt. Wie stark der Druck ist, variiert dabei von Stadt zu Stadt deutlich.

Ab aufs Land oder in die Kleinstadt: Mehr als jeder achte Bewohner einer Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohner will diese laut einer Befragung binnen maximal eines Jahres verlassen. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Ab aufs Land oder in die Kleinstadt: Mehr als jeder achte Bewohner einer Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohner will diese laut einer Befragung binnen maximal eines Jahres verlassen. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie könnten viele Menschen aus den grossen deutschen Städten treiben.

Mehr als jeder achte Bewohner (12,9 Prozent) der Städte mit mehr als einer halben Million Einwohner will diese laut einer des Münchner Ifo-Instituts und des Immobilienportals Immowelt binnen maximal eines Jahres verlassen.

Fast die Hälfte davon nennt Corona dabei als wichtigen Grund für die Entscheidung, aufs Land oder in einer kleinere Stadt ziehen zu wollen. Natürlich wisse man nicht, wie viele Menschen dies wirklich in die Tat umsetzten, doch Pläne binnen sechs oder zwölf Monaten die Stadt zu verlassen, könne man durchaus als relativ konkret sehen, sagt Studienautor Mathias Dolls. Alle knapp 13 Prozent würden aber sicherlich nicht die Grossstädte verlassen.

Städte sind kein Sehnsuchtsort

Auffällig sei zudem, dass bei den Menschen ausserhalb der grossen Städte kein besonders hoher Wunsch vorhanden ist, in diese zu ziehen. Sie seien kein Sehnsuchtsort, sagt Dolls. Dennoch werde es natürlich auch weiterhin Menschen geben, die in die grossen Städte ziehen. Ob es am Ende mehr Zuzug oder mehr Wegzug geben werde, könne im Moment noch niemand sagen.

Konkret sagten 5,3 Prozent der befragten Bewohner der grossen Grossstädte innerhalb von sechs Monaten die Stadt verlassen zu wollen, weitere 7,6 Prozent wollen das binnen zwölf Monaten tun. Umzüge in andere grosse Grossstädte zählten dabei nicht mit.

Ziel der grossstadtmüden Bewohner waren meistens kleinere Grossstädte oder die Speckgürtel. Besonders Familien mit Kindern und Menschen in der Familiengründungsphase strebten in den suburbanen Raum und in kleinere Grossstädte, hiess es vom Ifo. Dolls mahnt daher, dass die Anbindung der Speckgürtel und die dortige Bildungsinfrastruktur an Bedeutung gewinnen werden.

Umzug für viele auch mittelfristig eine Option

Der Trend könnte jedenfalls weitergehen: Jenseits der schnellen Umzugspläne tragen sich noch viele weitere Bewohner der grossen Städte mit Wegzugsgedanken. 18,5 Prozent wollen in den kommenden zwei oder fünf Jahren weg. Weitere 24,4 Prozent sagen, ein solcher Umzug käme für sie grundsätzlich infrage. Nicht einmal die Hälfte - 44,2 Prozent - lehnt es ab, die grossen Städte zu verlassen. Zum Vergleich: Im ländlichen Raum lehnten mehr als zwei Drittel einen Wegzug an. Für die Umfrage wurden im Mai 2021 rund 18.000 Personen befragt.

Wie viele Menschen die grossen Städte verlassen wollen, variiert von Ort zu Ort stark. Besonders häufig ist dies in Hannover der Fall, wo 16,5 Prozent der Befragten sagten, binnen eines Jahres wegziehen zu wollen. Dahinter folgen Frankfurt mit 16,2, Dortmund mit 14,2 sowie Berlin und Stuttgart mit je 14,1 Prozent.

Relativ nah am Durchschnitt liegen Düsseldorf mit 13,7, Köln mit 13,5, München mit 12,5 und Nürnberg mit 12 Prozent. Im Hamburg mit 11,4 und Bremen mit 11,1 Prozent ist der Wegzugswunsch eher unterdurchschnittlich ausgeprägt. Am seltensten wollen die Bewohner von Leipzig mit 10,5, Dresden mit 9,5 und Essen mit 7,6 Prozent ihre Stadt verlassen.

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