Jeder dritte Vollzeitbeschäftige steuert auf Rente unter 1200 Euro zu
Mehr als ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland wird nach Zahlen der Bundesregierung im Alter eine gesetzliche Nettorente von unter 1200 Euro erhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Linken-Fraktionschef Bartsch fordert «grosse Rentenreform».
Dies berichtet die «Augsburger Allgemeine» vom Donnerstag unter Berufung auf eine Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken. Deren Chef Dietmar Bartsch nannte die Zahlen alarmierend. «Wir brauchen eine grosse Rentenreform in Deutschland», sagte er der Zeitung.
Nach der Antwort der Bundesregierung erhielten 36 Prozent der künftigen Rentnerinnen und Rentner selbst nach 45 Arbeitsjahren maximal 1200 Euro netto aus der gesetzlichen Altersvorsorge, berichtete die Zeitung. Dies trifft den Zahlen zufolge auch auf den wohlhabenden Süden der Republik zu: In Bayern landen 33 Prozent und in Baden-Württemberg 29 Prozent der künftigen Bezieher trotz Vollzeitarbeit unter der genannten Grenze.
Nach den Zahlen aus Daten der Bundesagentur für Arbeit ist das Problem niedriger Rentenerwartungen im Osten Deutschlands am grössten. In Sachsen wird demnach über die Hälfte der künftigen Rentnerinnen und Rentner mit maximal 1200 Euro aus der gesetzlichen Versicherung nach Hause gehen, in Thüringen gar 57 Prozent.
«Wir brauchen eine Rentenkasse wie in Österreich, wo die durchschnittliche Rente 800 Euro höher ist als bei uns», forderte Linken-Fraktionschef Bartsch. «Das ist möglich, weil dort nicht nur Arbeitnehmer und Arbeitgeber einzahlen, sondern alle Bürger mit Erwerbseinkommen – auch Abgeordnete, Beamte, Selbstständige und Manager. Was Österreich kann, muss auch Deutschland können.»
Bartsch verwies darauf, dass das Problem sämtliche Bundesländer betreffe: «Derzeit müsste ein Vollzeitbeschäftigter 3034 Euro brutto im Monat 45 Jahre durchgehend verdienen, um rechnerisch auf 1200 Euro Nettorente zu kommen», sagte der Linken-Fraktionschef. «Das Verhältnis stimmt nicht.» Lohn- und Rentenniveau seien vielfach zu gering.
«Die gesetzliche Rente sichert häufig nicht mehr den Lebensstandard», kritisierte Bartsch. «Gerade angesichts der galoppierenden Inflation sind deutliche Lohnsteigerungen und eine schrittweise Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent geboten.»