Johnson würdigt Merkel: «Titanin der Diplomatie»
Wenn Prominente sich verabschieden, fehlt es meist nicht an Lobeshymnen. Häufig auch von ehemaligen Gegnern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der britische Premierminister Boris Johnson hat die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel als «Titanin der internationalen Diplomatie» gewürdigt.
In einem Gastbeitrag für «Bild» schrieb Johnson: «Sie hat verglichen mit allen anderen europäischen Staats- und Regierungschefs in diesem Jahrhundert sicherlich den grössten Beitrag auf internationaler Bühne geleistet, und ich bin überzeugt, dass ihr Vermächtnis weitere Generationen prägen wird.» Mit der geplanten Wahl von Olaf Scholz (SPD) zum Kanzler endet am Mittwoch die Ära von Merkel nach 16 Jahren im Kanzleramt.
Lob von Weggefährten
Zum Abschied schrieben auch andere Weggefährten wie der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, Ex-Aussenminister Sigmar Gabriel (SPD), der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) Gastbeiträge in der Zeitung. Juncker bedauert darin, dass Merkel vom «europäischen Bildschirm» abtauche. «Man wird Dich in aussergewöhnlich guter Erinnerung behalten. Du hast Europa immer gut getan.»
Gabriel schrieb, Angela Merkel werde «als bedeutende Kanzlerin in die Geschichte eingehen. Denn sie hat dieses Land und mit ihm Europa stabil und auf Kurs gehalten». Er fügte hinzu: «Selbst im Sitzen strahlte die deutsche Regierungschefin mehr politische Kraft aus als viele, die stehend und in scheinbarer Grösse vor ihr posierten.»
Koch schrieb, Deutschland habe Merkel zu verdanken, dass die Zeit seit der Wiedervereinigung nicht nur durch westdeutsche Perspektiven geprägt sei. Stoiber (CSU) nannte Merkel eine «Staatsdienerin im besten Sinne». Ihr Ansehen sei «in Europa und der Welt unübertroffen, auch wenn die EU nicht all ihren Forderungen nach einem starken Europa gefolgt ist».
Kritik von Kubicki
Der Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) nutzte die Gelegenheit, auch Kritik zu üben: Einige Krisen habe sie aus seiner Sicht nicht so gut gemeistert. «Ihr optimistisches «Wir schaffen das» liess die Frage unbeantwortet, was mit dem «das» gemeint war, das wir schaffen würden.» Auch in der Corona-Krise sei er häufig anderer Meinung gewesen.
Auch Prominente aus Sport und Kultur verabschiedeten sich in der «Bild» mit persönlichen Worten. Die ehemalige Eiskunstläuferin Katarina Witt schrieb: «Für mich waren Sie ein verlässlicher Fels in der weltpolitischen Brandung, fleissig und unermüdlich.» Der Sänger Peter Maffay schrieb: «Sie waren auf bewundernswerte Weise unbestechlich - weder Applaus noch Privilegien konnten Sie in Versuchung führen.»