Kampf gegen Lepra fernab der Aufmerksamkeit
Lepra ist auch fast 150 Jahre nach der Entdeckung des Erregers in vielen Ländern nicht ausgerottet. Experten warnen vor weiteren Ausbrüchen.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor 150 Jahren wurde der Lepra-Erreger entdeckt.
- Im Gegensatz zum Corona-Impfstoff gibt es gegen diese Krankheit noch immer keine Impfung.
- Hilfsorganisationen warnen jetzt vor tausenden weiteren Infektionen in der Zukunft.
Einige Menschen sind verstümmelt, andere teilweise gelähmt: Lepra ist auch fast 150 Jahre nach der Entdeckung des Erregers in vielen Ländern nicht ausgerottet. Doch anders als beim Coronavirus ist ein Impfstoff immer noch nicht auf dem Markt.
Seit gut einem Jahr sind das neue Coronavirus Sars-CoV-2 und die damit verbundene Krankheit Covid-19 das weltweite Thema. Millionen Menschen infizieren sich, viele sterben. Mut machen die kürzlich zugelassenen Impfstoffe - entwickelt im Rekordtempo von wenigen Monaten.
Wegen Corona gerieten viele gefährliche Krankheiten in den Hintergrund
Andere Krankheiten wie Tollwut, Malaria, Ebola, Tuberkulose und viele mehr sind seit Beginn der Corona-Pandemie aus dem Fokus geraten. Dies, obwohl ebenfalls etliche Millionen Menschen von ihnen betroffen sind – vor allem jenseits der Industrienationen.
Auch Lepra gehört dazu: Ausgangsbeschränkungen und Unterbrechungen in der Gesundheitsversorgung könnten in den nächsten Jahren zu abertausenden zusätzlichen Infektionen führen. Solche, welche es ohne Corona womöglich nie gegeben hätte, warnen Hilfsorganisationen weltweit. Medikamente fehlen vielerorts, coronabedingt kommt es zu Lieferengpässen.
Lepra wurde schon in der Bibel erwähnt und an Mumien im alten Ägypten nachgewiesen. Lepra-Bakterien zerstören die Haut und die Schleimhäute und befallen Nervenzellen. Der Erreger Mycobacterium leprae wird wahrscheinlich per Tröpfcheninfektion übertragen.
«Eine Berührung allein führt noch nicht zu einer Infektion, der Kontakt muss eng und längerfristig sein», erklärt Gabel. Die durchschnittliche Inkubationszeit betrage drei bis vier Jahre, manchmal aber auch bis zu 20 Jahre.
200'000 Neuinfektionen im Jahr 2019
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldete für das Jahr 2019 mehr als 200'000 Neuinfektionen weltweit. Die Statistik für das Jahr 2020 wird wahrscheinlich weniger Fälle aufweisen, glauben die Experten beim Würzburger Hilfswerk. «Jedoch nicht, weil sich tatsächlich weniger Menschen infizieren, sondern weil coronabedingte Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren die Fallsuche zusätzlich erschweren.» In Deutschland gilt Lepra seit den 1920er Jahren als ausgerottet.
Die Krankheit ist heilbar, aber etwa vier Millionen Menschen weltweit müssen mit teils schwersten Behinderungen leben – und mit Stigmatisierung. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) können nur fünf Prozent der Weltbevölkerung überhaupt erkranken, der Rest ist immun. Bei mehr als jedem zehnten Menschen wird die Krankheit so spät entdeckt, dass körperliche Schäden bestehen bleiben.