Katar kündigt milliardenschwere Investitionen in Deutschland an
Das Golfemirat Katar versucht seit Jahren, seine wirtschaftliche Stärke in politische Macht umzumünzen – und wird deswegen von verärgerten Nachbarn isoliert.
Das Wichtigste in Kürze
- Katar versucht seine wirtschaftliche Stärke in politische Macht umzuwandeln.
- Dies verärgert die Nachbarländer das Golfemirat.
- Wichtig sind Partner wie Deutschland, welchem Katar Milliarden-Investitionen versprach.
Das reiche Golfemirat Katar will seine Investitionen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren um zehn Milliarden Euro aufstocken. Das kündigte der Emir des arabischen Landes, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, heute Freitag auf einem Wirtschaftsforum in Berlin in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel an. «Wir sind stolz auf unsere Beziehungen und auf die Zusammenarbeit mit Deutschland», sagte er. Gleichzeitig lud er deutsche Unternehmen ein, stärker in Katar zu investieren.
Merkel begrüsste die Investitionsbereitschaft Al-Thanis. «Sie finden kompetente Partner und eben auch verlässliche Rahmenbedingungen», sagte sie. Die wirtschaftlichen Beziehungen seien aber keine Einbahnstrasse, betonte die Kanzlerin. Sie sehe auch gute Chancen für den Ausbau deutscher Investitionen in Infrastruktur und Industrie in Katar, das zu den reichsten Ländern der Welt zählt.
Grösste Exporteur von verflüssigtem Erdgas
«Besonders der Energiebereich birgt hier aus meiner Sicht noch erhebliches Potenzial», sagte Merkel und nannte vor allem die Produktion von Flüssigerdgas. Katar ist bereits der grösste Exporteur von verflüssigtem Erdgas und will seine Kapazitäten weiter ausbauen.
Der Golfstaat steht unter Druck, nachdem im Juni des vergangenen Jahres Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten eine Blockade verhängt hatten. Sie werfen Katar unter anderem die Unterstützung von Terrorgruppen vor, was das Emirat zurückweist. Die Fronten sind nach wie vor verhärtet. Alle diplomatischen Bemühungen um eine Entspannung der Krise blieben bislang erfolglos.
Wegen der Blockade sind für Katar, wo 2022 die nächste Fussball-Weltmeisterschaft stattfindet, die Beziehungen zu Wirtschaftsmächten wie Deutschland noch deutlich wichtiger geworden. Die Bundesregierung verhält sich in der Krise neutral. «Deutschland ist keine Partei in diesem Konflikt, aber wir unterstützen alle konstruktiven Beiträge zur Streitbeilegung wie zum Beispiel die früheren Verhandlungsbemühungen Kuwaits», sagte Merkel. Gerade vor dem Hintergrund der Krise sollten die Chancen zum Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen genutzt werden.
Bei der Konferenz, an der etwa 1000 Wirtschaftsvertreter teilnahmen, vereinbarte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) einen gemeinsamen Wirtschaftsrat mit dem führenden katarischen Handelsverband. Der geplante Ausbau der Kooperation zwischen beiden Ländern betrifft auch den Bildungssektor. So soll in Katars Hauptstadt Doha eine Universität nach deutschen Standards gebaut werden.
Saudi-Arabien verärgert
Nicht besonders gut dürfte die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern in Saudi-Arabien ankommen. Das saudische Königshaus ist ohnehin schon seit fast einem Jahr massiv verärgert über Deutschland, was auch deutsche Unternehmen zu spüren bekommen.
Der Grund ist eine Äusserung des damaligen Aussenministers Sigmar Gabriel, der im vergangenen November Saudi-Arabien «Abenteurertum» in der Nahost-Region vorgeworfen hatte. Riad zog daraufhin seinen Botschafter aus Berlin ab. Die saudische Regierung will ihn erst wieder zurückschicken, wenn Deutschland sich entschuldigt hat. Das kommt für die Bundesregierung aber nicht infrage.
Ein Ausweg aus der diplomatischen Krise ist daher nicht in Sicht, was für Deutschland ein immer grösser werdendes Problem ist – nicht nur politisch. Denn Saudi-Arabien spielt auch für die Lösung aller Konflikte im Nahen und Mittleren Osten eine wesentliche Rolle.