Wollte AfD-Chef Chrupalla die Taliban besuchen?
Der AfD-Vorsitzende Chrupalla plante laut Medienberichten eine Reise nach Afghanistan. Die Sicherheitslage soll das Vorhaben verhindert haben.

Der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla hatte anscheinend vor, nach Afghanistan zu reisen. Wie «Bild» berichtet, wollte Chrupalla kurz nach der Bundestagswahl das Land besuchen.
Ziel sei wohl gewesen, die Sicherheitslage vor Ort als weniger dramatisch als angenommen darzustellen. Ausgerechnet deutsche Sicherheitsbehörden rieten Chrupalla jedoch dringend von der Reise ab.
Daraufhin habe der Spitzenmann der in Teilen gesichert rechtsextremen Partei seine Pläne geändert. Die offizielle Begründung laute, dass die Taliban erst im April einen Termin anzubieten hätten.
Chrupalla für Zusammenarbeit mit Islamisten?
Chrupalla hatte sich bereits 2021 für eine Anerkennung der Taliban-Regierung ausgesprochen. «Die Sächsische Zeitung» zitierte ihn damals mit den Worten: «Die neue Bundesregierung muss so schnell wie möglich die afghanische Regierung anerkennen.»
Der AfD-Chef begründete seine Forderung demnach mit der Möglichkeit von Abschiebungen. Chrupalla habe betont, dass diplomatische Beziehungen unabhängig von Weltanschauungen sein.

In einem Interview behauptete Chrupalla laut «T-Online» zudem, dass 99 Prozent der Afghanen seien mit der Taliban-Machtergreifung zufrieden. Diese Aussage sorgte für massive Kritik.
Merz für Abschiebungen ins Taliban-Regime
Die deutsche Bundesregierung erkennt die Taliban-Regierung nicht als legitim an. Laut dem «Tagesspiegel» gibt es jedoch punktuell Kontakte auf technischer Ebene, die über ein deutsches Verbindungsbüro im katarischen Doha stattfinden.

CDU-Kanzlerkandidat Merz kündigte laut «T-Online» derweil an, im Falle eines Wahlsieges vermehrt Menschen ins Taliban-Regime abschieben zu wollen. Für «300 Millionen Euro Entwicklungshilfe pro Jahr» könne man erwarten, «dass die Taliban auch diejenigen zurücknehmen, die wir hier in Deutschland nicht mehr haben wollen.»
Wer sind die Taliban?
Die Taliban sind eine islamistische Bewegung, die Afghanistan von 1996 bis 2001 und erneut seit 2021 beherrscht. Sie streben die Errichtung eines islamischen Gottesstaates an und setzen eine strenge Auslegung der Scharia durch.
Unter ihrer Herrschaft werden Frauen- und Menschenrechte massiv eingeschränkt. Die Taliban lehnen westliche Werte ab und bekämpfen ausländischen Einfluss, ihre Finanzierung erfolgt teilweise durch den Drogenhandel.
International sind sie weitgehend isoliert, pflegen aber Beziehungen zu einigen Staaten wie Pakistan. Die AfD positioniert sich ambivalent zu den Taliban, fordert einerseits deren Anerkennung, kritisiert aber andererseits mögliche Zahlungen an sie.