Katholische Struktur sei wichtige Ursache für Missbrauch
Die Deutsche Bischofskonferenz untersuchte den Missbrauchsskandal in der Kirche. Sie kommt zum Schluss, dass die Hierarchie und die Struktur missbraucht wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- Priester hätten die Autorität ihres Amts für ihre Missbräuche ausgenutzt.
- Die Autoren einer Studie warnen vor den negativen Folgen der Strukturen.
Die Struktur der katholischen Kirche ist nach der von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen Studie eine wichtige Ursache für deren Missbrauchsskandal. In der Studie heisst es nach einem heute Sonntag veröffentlichten Bericht der Onlineausgabe der Wochenzeitung «Die Zeit», Klerikalismus sei «eine wichtige Ursache und ein spezifisches Strukturmerkmal» für sexuelle Gewalt in der Kirche. Die Priester nutzten demnach die Autorität ihres Amts für ihre Taten aus.
Der «Zeit» liegt die Studie vor, die die Bischofskonferenz eigentlich erst am 25. September öffentlich machen will. Dem Bericht zufolge standen drei Viertel der Missbrauchsopfer «in einer kirchlichen oder seelsorgerischen Beziehung» zu den Tätern. Der Missbrauch sei in Ministrantendienst, Religionsunterricht, Erstkommunions- oder Firmungsvorbereitung, Katechese oder allgemeiner Seelsorge angebahnt worden. Bei der Tatanbahnung hätten die Priester psychologische Machtmittel eingesetzt.
Auch Vorgesetzte tragen Mitschuld
Die Autoren der von der Kirche beauftragten Studie warnen demnach vor den negativen Folgen kirchlicher Macht. Nicht nur bei Tätern, sondern auch bei Vorgesetzten. «Bei Kirchenverantwortlichen kann ein autoritär-klerikales Amtsverständnis dazu führen, dass ein Priester, der sexualisierte Gewalt ausgeübt hat, eher als Bedrohung des eigenen klerikalen Systems angesehen wird und nicht als Gefahr für weitere Kinder oder Jugendliche oder andere potentielle Betroffene.»
Demnach könne das klerikalistische Selbstverständnis leitender Geistlicher dazu führen, dass «die Vertuschung des Geschehens und die Schonung des Systems Priorität vor der schonungslosen Offenlegung entsprechender Taten» gewinne.
Die Bischöfe hatten die Studie vor allem mit dem Ziel in Auftrag gegeben, herauszuarbeiten, ob es in der Kirche besondere, sexuellen Missbrauch begünstigende Strukturen gibt.