Kindsmörderin hört Urteil nicht an – London will Straftäter zwingen

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Grossbritannien,

Ex-Krankenschwester Lucy Letby wurde in Grossbritannien wegen mehrfachen Babymords schuldig gesprochen. Doch sie nahm an der Verurteilung nicht teil.

Crown Court
Ein Polizeiwagen parkt vor dem Manchester Crown Court. Weil sie sieben Babys auf einer Neugeborenenstation getötet haben soll, steht hier eine Krankenschwester vor Gericht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Ex-Krankenschwester verweigerte ihre Teilnahme an der Verurteilung wegen Babymords.
  • In Grossbritannien haben Gerichte keine Handhabe, Verurteilte zur Teilnahme zu zwingen.
  • London will jetzt Straftäter zur Anwesenheit zwingen.

Bei ihrer Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen mehrfachen Babymords verweigerte Ex-Krankenschwester Lucy Letby ihre Teilnahme. Nun werden in Grossbritannien Forderungen lauter, dass verurteilte Täter zwingend im Gericht anwesend sein müssen, wenn das Strafmass gesprochen wird. Justizminister Alex Chalk kündigte an, bei der «ersten Gelegenheit» das Gesetz zu verschärfen.

Auch Oppositionsführer Keir Starmer schloss sich dem Vorhaben an. Zudem forderten mehrere konservative Zeitungen am Dienstag die Regierung zu rascher Umsetzung auf. Gerichte haben bisher keine Handhabe, Verurteilte zur Teilnahme zu zwingen.

Englische Krankenschwester
Die Krankenschwester Lucy Letby (M.) bei der Urteilsverlesung im Manchester Crown Court. Sie verweigerte ihre Teilnahme an der Verurteilung. - dpa

Im britischen Justizsystem wird zuerst über die Schuld entschieden, in Strafverfahren in aller Regel durch eine Jury. Die Richterin oder der Richter legt dann in einer weiteren Sitzung das Strafmass fest.

Teilnahme auch von früheren Straftätern verweigert

«Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit sieht, wie diese Strafen verhängt werden.» Weiter sei es wichtig, auch zu hören, «wie der Richter den Verurteilten seine Argumente persönlich vorträgt». Das kommentierte die Zeitung «The Times».

Der konservative Ex-Justizminister Robert Buckland schrieb in der «Daily Express», Letbys Weigerung sei «zynisch». Ähnlich hatten sich Angehörige ihrer Opfer geäussert.

Letby wurde am Montag in Manchester wegen Mordes an sieben Babys und versuchten Mordes an sechs weiteren zur Höchststrafe verurteilt. Sie war im Gerichtssaal nicht anwesend. Die 33-Jährige wird das Gefängnis voraussichtlich nie wieder verlassen.

Letby ist nicht die erste Straftäterin in der jüngeren britischen Geschichte, die nicht zu ihrer Verurteilung erschien. Zuletzt hatte unter anderem der Mörder der neunjährigen Olivia seine Teilnahme verweigert. Sie wurde vor genau einem Jahr in Liverpool zufällig Opfer eines Bandenkriegs.

Weiterlesen

babys
Krankenschwester Baby
1 Interaktionen