Klimaforscher mahnt: Gesunkener CO2-Ausstoss kein Grund zum Ausruhen

Der überraschend deutliche Rückgang des deutschen Treibhausgas-Ausstosses ist aus Sicht des Klimaforschers Mojib Latif kein Grund, sich beim Kampf gegen die Erderhitzung zurückzulehnen. Deutschland verantworte nur zwei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, sagte der Professor der «Passauer Neuen Presse». «Wenn die beiden grössten Verursacher von Treibhausgasen - nämlich die USA und vor allem China - nicht anfangen, ihren Ausstoss drastisch zu senken, kann man ambitionierten Klimaschutz vergessen.»

Einer Auswertung der Denkfabrik Agora Energiewende zufolge wurden in Deutschland 2019 mehr als 50 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid (CO2) ausgestossen als im Jahr zuvor. Seit 1990 ist der Treibhausgas-Ausstoss demnach insgesamt um 35 Prozent zurückgegangen. Bis Ende dieses Jahres sollen es eigentlich 40 Prozent sein. Der Auswertung zufolge kam die Treibhausgas-Reduktion fast nur aus dem Stromsektor. Im Verkehr seien die Emissionen gestiegen, hiess es.

Latif wies darauf hin, dass die Bundesregierung aus Sicht der Autoren dazu beigetragen hat, die Energiewende auszubremsen. «Die Folgen stehen uns noch ins Haus», sagte er. So habe es vergangenes Jahr etwa kaum Zubau an Windstromanlagen an Land gegeben. Und im Verkehrs- und Gebäudebereich stiegen die Emissionen immer noch. Wichtig sei, dass der Preis für den CO2-Ausstoss weiter steige.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bescheinigte seiner Regierung dagegen Erfolge. Er sagte der «Bild»-Zeitung: «Unsere Klimaschutz-Politik der letzten Jahre wirkt. Die CO2-Emissionen sinken drastisch, Kohlestrom macht Platz für erneuerbare Energien.»