Komiker gegen «Schokoladenkönig»
Ein Komiker fordert in der Ukraine bei der Präsidentenwahl Amtsinhaber Petro Poroschenko heraus.
Das Wichtigste in Kürze
- PETRO POROSCHENKO:
In dem Krisenland, das in die EU strebt, kommt es am Ostersonntag zur Stichwahl. Wer sind die beiden Kontrahenten?
PETRO POROSCHENKO:
Der 53 Jahre alte Amtsinhaber wird nicht wegen seiner Körperfülle scherzhaft auch der «Schokoladige» genannt. Der Oligarch, Vater von vier Kindern, hat es vielmehr mit einem Süsswarenimperium zu einem Millionenvermögen gebracht. Anders als zum Amtsantritt versprochen, hat er aber weder seine Geschäfte mit der «Roshen»-Schokolade aufgegeben noch den Krieg in der Ostukraine beendet.
Erreicht hat Poroschenko zwar visafreies Reisen in die EU. Aber vielen Menschen in dem verarmten Land fehlt dafür das Geld. Den EU- und Nato-Beitritt des Landes hat er sich als Ziel gesetzt und versprochen, eine starke Armee aufzubauen. Dabei steht er immer wieder in der Kritik, mit seinen Firmen selbst am Krieg zu verdienen.
Im politischen Geschäft zeigt sich der im südukrainischen Bolhrad bei Odessa geborene Poroschenko wandlungsfähig. Einst Mitgründer der inzwischen zerfallenen moskaufreundlichen Partei der Regionen, vertritt er heute einen strikt antirussischen Kurs.
«Weg von Moskau» ist die Devise des ausgebildeten Juristen, der sich für eine eigenständige ukrainische Kirche und für eine Dominanz der Amtssprache Ukrainisch einsetzt. Poroschenko hat für verschiedene Parteien im Parlament gesessen und auch schon als Aussen- und Wirtschaftsminister gearbeitet.
WOLODYMYR SELENSKYJ:
Der 41 Jahre alte Schauspieler, der in der Comedy-Serie «Sluha narodu» - auf Deutsch: «Diener des Volkes» - schon den Präsidenten gespielt hat, ist Hoffnungsträger vieler vor allem junger Ukrainer. Dort wie im richtigen Leben prangert er vor allem immer wieder die Korruption in der Ex-Sowjetrepublik an.
Der politische Quereinsteiger mit der rauchig-warmen und durchdringenden Stimme gibt sich jungenhaft und sportlich. Der «Clown aus Krywyj Rih», seiner Geburtsstadt in der Südukraine, wie der verheiratete Vater zweier Kinder sich selbstironisch in seinen Wahlkampfspots bezeichnen liess, präsentiert sich geschickt in sozialen Netzwerken wie Instagram.
Begonnen hat der ausgebildete Jurist mit einer studentischen Humoristentruppe. Mehrere Jahre lebten sie in der russischen Hauptstadt Moskau. Anders als Poroschenko will Selenskyj auf Russland zugehen. Der Medienstar, der seit 2003 durch eine Samstagabendshow führt, will mit einem russischsprachigen Fernsehkanal den Kampf um die Köpfe der Menschen gewinnen. In Sprachfragen gibt er sich liberaler: «Man darf den Menschen das russischsprachige Fernsehen nicht nehmen.» Auch er steht für einen EU-Kurs. Einen Nato-Beitritt will er über ein Referendum ausloten lassen.
Kritiker halten Selenskyj für eine Marionette des Oligarchen Igor Kolomoiski, in dessen Fernsehsender 1+1 seine Show läuft. Dagegen beteuerte der Schauspieler eindringlich, sein eigener Herr zu sein.