Kosovo: Serbische Armee kommt aus drei Richtungen
Pristina wirft Belgrad vor, mit dem Militär vorgerückt zu sein. Das geht aus einer Mitteilung der kosovarischen Regierung hervor.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo spitzt sich weiter zu.
- Die serbische Armee sei aus drei verschiedenen Richtungen vorgerückt.
- Das meldet die kosovarische Regierung am Samstagabend.
Der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo nimmt bedrohliche Ausmasse an. Pristina warf Belgrad vor, mit Militär in Richtung des Kosovos vorgerückt zu sein – und zwar «aus drei verschiedenen Richtungen». Das geht aus einer Mitteilung der kosovarischen Regierung vom Samstagabend hervor, die auch der Deutschen Presse-Agentur per E-Mail vorliegt. Das Vorrücken diene «einer möglichen militärischen Aggression gegen die Republik Kosovo».
Einheiten der Zweiten Brigade der serbischen Armee seien aus Richtung Raska in Richtung der Nordgrenze Kosovos gezogen, Einheiten der Dritten Brigade aus der Region Nis in Richtung der nordöstlichen Grenze und Einheiten der Vierten Brigade aus der Region Vranje in Richtung der Ostgrenze, schrieb die Regierung in Pristina weiter.
Serbien habe am Freitag Militär und Polizei in 48 vorgeschobene Operationsbasen entlang der Grenze zum Kosovo geschickt, im serbischen Hoheitsgebiet, einige Kilometer von der kosovarischen Grenze entfernt. Dabei habe Serbien Flugabwehrsysteme und schwere Artillerie in Stellung gebracht. Kosovo sei in Abstimmung mit internationalen Partnern «entschlossener denn je, die territoriale Integrität zu schützen», hiess es in der Erklärung der Regierung.
Entgegen der Meldung aus Pristina dementiert Belgrad die Vorwürfe. «Serbien will keinen Krieg», betont der serbische Präsident Aleksander Vucic gegenüber der «Financial Times». Eine Eskalation sei kontraproduktiv.
Auslöser der neuen Spannungen war am vergangenen Sonntag der Angriff eines 30-köpfigen, schwer bewaffneten serbischen Kommandotrupps in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica im Nordkosovo auf kosovarische Polizisten. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden.
Der kosovo-serbische Spitzenpolitiker und Geschäftsmann Milan Radoicic bekannte sich zu diesem Überfall. Er behauptete, die Aktion auf eigene Faust ausgeführt und keine offiziellen Stellen in Serbien darüber informiert zu haben. Die Regierung in Pristina hält einen Alleingang Radoicic' für ausgeschlossen.
Das heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter auch Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an, nicht aber Serbien, das seine einstige Provinz zurückfordert.