Ukraines Präsident Selenskyj spricht von Hunderten, die in Mariupol unter Trümmern verschüttet sind. Auch in Kiew soll es Angriffe auf die Zivilbevölkerung gegeben haben. Die Entwicklungen im Überblick.
Satellitenaufnahme: Brennende Häuser in einem Wohngebiet von Tschernihiw.
Satellitenaufnahme: Brennende Häuser in einem Wohngebiet von Tschernihiw. - Maxar Technologies/PA/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Flughafen Tschornobajewka bei Cherson im Süden der Ukraine steht nach ukrainischer Darstellung weiterhin im Mittelpunkt erbitterter Kämpfe.
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«Wir haben sie dort schon wieder getroffen», schrieb Olexij Arestowitsch, Berater des Büroleiters von Präsident Wolodymyr Selenskyj, auf Facebook mit Blick auf die russischen Truppen. Ringen um Rettung von ZivilistenWährenddessen bemühen sich die Behörden nach der erfolgreichen Rettung von mindestens 50.000 Zivilisten aus Kampfgebieten nördlich und nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew nunmehr um die Evakuierung der meistgefährdeten Brennpunkte. «Die Besatzungstruppen erlauben uns nicht, die Evakuierung aus den Brennpunkten fortzusetzen», teilte Olexij Kuleba, Leiter des humanitären Stabes der Region Kiew, auf Facebook mit. «Aber trotz des Zynismus des Feindes tun wir weiterhin alles, um das Leben unseres Volkes zu schützen.»

Es werde weiterhin alles versucht, die von Kampfhandlungen bedrohten Menschen zu retten. «Wir haben ja immerhin schon 50.000 Menschen aus dem Gebiet evakuiert», ergänzte Kuleba.Verschüttete im theater von MariupolZwei Tage nach dem schweren Bombenangriff auf ein Theater in der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj noch immer Hunderte Menschen unter den Trümmern begraben.

In einer Videobotschaft aus Kiew versicherte das Staatsoberhaupt: «Trotz des Beschusses, trotz aller Schwierigkeiten werden wir die Rettungsarbeiten fortsetzen.» Am Donnerstag seien 130 Menschen lebend aus dem Gebäude gerettet worden.

Zum Schicksal der Verschütteten gibt es kaum Informationen. Der Parlamentsabgeordnete Serhij Taruta schrieb bei Facebook, es sei noch unklar, wie viele Menschen verletzt oder getötet worden seien. Auch Retter und Bergungskräfte hätten unter Angriffen gelitten. «Viele Ärzte wurden getötet.» Das Gebäude wurde ukrainischen Angaben zufolge durch einen gezielten russischen Bombenabwurf weitgehend zerstört. Russland macht ukrainische Nationalisten verantwortlich.

Die Vereinten Nationen sind darüber hinaus extrem besorgt über die Lage Mariupol. Ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) sagte in Genf: «Die letzten Reserven an Essen und Wasser gehen zu Ende.» Zudem fehlten Versorgungsgüter und Medikamente, was verheerende Konsequenzen haben könne, hiess es vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR). Immer noch könnten keine Hilfskonvois die Stadt erreichen. Auch sonst sei die Versorgungskette nicht mehr gewährleistet. Aus Angst vor Schüssen zögerten Lkw-Fahrer, sich ans Steuer zu setzen.

Twitter sperrte nach Angaben des stellvertretenden russischen UN-Botschafters dessen Konto wegen missbräuchlicher Benutzung im Zuge des Ukraine-Krieges. Er kündigte an, ein Konto bei dem Dienst Telegram zu eröffnen.

Bei der Sperrung geht es Poljanski zufolge um einen seiner Tweets in der vergangenen Woche, in dem er UN-Generalsekretär António Guterres vorwirft, Falschinformationen zu verbreiten. Kriegstag 23Sowohl die Ukraine als auch Russland berichteten am 23. Kriegstag von militärischen Erfolgen. Nach Angaben aus Kiew halten die Streitkräfte weiter die wichtigsten Gebiete, in die Russlands Armee vorzudringen versucht. Die Truppen antworteten auf jeden Angriff russischer Einheiten, sagte Selenskyj in der Videobotschaft. Er versprach seinen Landsleuten: «Ihr werdet frei sein.»

Am Flughafen der westukrainischen Stadt Lwiw schlugen mehrere Raketen ein. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte eine Offensive auf den Flugplatz. Ein Flugzeug-Reparaturwerk wurde nach ukrainischen Angaben zerstört. Lwiw (früher: Lemberg) ist nur 80 Kilometer von der Grenze zum Nato-Mitglied Polen entfernt. In der Stadt und der umliegenden Region haben sich Bürgermeister Andrij Sadowij zufolge jeweils rund 200.000 Kriegsflüchtlinge in Sicherheit gebracht.

Die russische Armee berichtete, dass sie 90 Prozent des ostukrainischen Verwaltungsgebiets Luhansk unter Kontrolle gebracht habe. Die selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk werden seit 2014 von Russland unterstützt und ausgerüstet. Nach Einschätzung der britischen Geheimdienste hat Moskau Probleme, seine Truppen mit Lebensmitteln oder Benzin zu versorgen, weil es keine Kontrolle über den Luftraum habe.Russland weiter zurückhaltend bezüglich PräsidententreffenRusslands Ukraine-Verhandlungsführer Wladimir Medinski hält ein Treffen der Präsidenten der beiden Länder zur Lösung der Krise erst bei Vorliegen eines fertigen Vertrags für wahrscheinlich. Zunächst müssten die Delegationen den Text vereinbaren und die Regierungen dem Vertrag zustimmen, sagte er am Freitag der Agentur Interfax zufolge.

«Erst dann ergibt es Sinn, über einen Gipfel der Staatschefs zu sprechen.» Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte wiederholt ein Treffen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin angeboten. Angriff auf Wohnviertel in KiewBei einem Angriff auf ein Wohnviertel der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko ein Mensch getötet und 19 verletzt worden.

Unter den Verwundeten im Stadtteil Podil seien vier Kinder, so Klitschko in einem Video, das er auf Telegram veröffentlichte. Russische Truppen hätten Wohnhäuser, Kindergärten und eine Schule beschossen. Diese Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.Der stellvertretende Leiter der Stadtverwaltung, Mykola Poworosnyk, sprach von einem «chaotischen Beschuss» mehrerer Wohngebiete. Seit Beginn des russischen Angriffs vor mehr als drei Wochen seien in Kiew mehr als 220 Menschen gestorben, darunter 60 Zivilisten, hiess es. Erst am Donnerstag waren im Osten von Kiew ein Mensch getötet und mehrere verletzt worden, als Behördenangaben zufolge Trümmer einer abgefangenen Rakete ein Hochhaus trafen. Die Ukraine wirft Russland vor, gezielt auch Zivilisten anzugreifen. Moskau bestreitet das.Putin telefoniert mit Scholz

In einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warf Putin der ukrainischen Armee nach Angaben des Kremls Kriegsverbrechen vor. Beim Beschuss von Wohnvierteln in den Städten Donezk und Makijiwka habe es zahlreiche Todesopfer gegeben. US-Präsident Joe Biden hatte Putin diese Woche persönlich einen «Kriegsverbrecher» genannt. Die deutsche Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann bekräftigte nach dem Telefonat: «Ziel der Bundesregierung ist, dass die russische Führung ihr Verhalten ändert und den Krieg in der Ukraine sofort beendet, ihre Aggression sofort beendet und dann im Weiteren eine Verhandlungslösung gesucht wird.»

Putin telefonierte laut Kreml am Freitag ausserdem erneut mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron. Putin versicherte demnach, dass die russischen Streitkräfte alles unternehmen würden, «um das Leben von Zivilisten zu retten». Die Ukraine wirft Moskau auch den gezielten Beschuss von ziviler Infrastruktur vor.

Der Kremlchef habe damit auf «Bedenken» der französischen Seite reagiert.

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