Lehrerpräsident sieht «Kontrollverlust» an Schulen
Lehrerpräsident Heinz-Peter Meidinger sieht die Corona-Lage an den Schulen aus dem Ruder laufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Meidinger gegen einseitiges Vorziehen der Weihnachtsferien.
«Der Kontrollverlust ist doch schon da, wenn Schulen wegen heftiger Infektionsausbrüche geschlossen werden müssen und in immer mehr Regionen in Deutschland die Gesundheitsämter nicht nur bei der Kontaktrückverfolgung an Schulen nicht mehr nachkommen, sondern diese komplett eingestellt haben», sagte Meidinger der «Passauer Neuen Presse» vom Donnerstag.
Angesichts dessen sei es völlig unverständlich, dass in Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen «nicht einmal die Maskenpflicht im Klassenzimmer wieder eingeführt» wurde, beklagte er.
Meidinger warf der Politik vor, sie habe längst nicht alle Optionen ausgereizt, um Schulschliessungen zu vermeiden. Neben der Maskenpflicht brauche es «engmaschige Testungen, nicht nur ein- oder zwei Mal pro Woche, sondern drei Mal», forderte er in der «Rheinischen Post» vom Donnerstag. Die Kontakte müssten wieder konsequent zurückverfolgt werden. «Und wir brauchen endlich Raumluftfilter in den Schulen», sagte Meidinger. «Dass Fördergelder von mehreren Hundert Millionen Euro noch nicht abgerufen wurden, ist ein Skandal.»
Meidinger forderte die Länder auf, nicht einseitig die Weihnachtsferien vorzuziehen, ohne weitere Kontaktbeschränkungen einzuführen. Vorzeitige Weihnachtsferien sind unter anderem in Sachsen-Anhalt und Brandenburg geplant. Beim Vorziehen der Weihnachtsferien müsste es gleichzeitig auch mehr Kontaktbeschränkungen in der Gesamtgesellschaft geben, «also Lockdowns oder Teil-Lockdowns», sagte Meidinger der «Rheinischen Post».
«Denn so eine Schulschliessung light macht ja nur Sinn, wenn das Infektionsgeschehen insgesamt eingedämmt wird, nicht nur in den Schulen.» Eine Situation wie zum Jahreswechsel 2020/2021, als die Schulen auch nach Weihnachten noch monatelang geschlossen blieben, dürfe sich auf keinen Fall wiederholen.
Auch die designierte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach sich trotz steigender Corona-Infektionen gegen Schulschliessungen aus. Schülerinnen und Schüler dürften «jetzt nicht noch einmal Bildungsrückstände erleiden», sagte sie bei «Bild Live».