Die türkische Lira hat am Montag grossen Auftrieb erhalten. Verglichen zum Euro und zum Dollar verzeichnete die Währung einen Anstieg von drei Prozent.
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Eine Person zählt ein Bündel türkische Lira. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Türkei vereinfachte die Notenbank die unübersichtliche Geldpolitik.
  • Das führt dazu, dass die Landeswährung einen deutlichen Anstieg verzeichnen konnte.
  • Damit erholte sich die Lira sichtlich von ihrem Sinkflug vergangene Woche.
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Eine deutliche Vereinfachung der Geldpolitik in der Türkei hat der Landeswährung Lira am Montag erheblichen Auftrieb verliehen. Gegen Mittag stieg die Lira zu US-Dollar und Euro um jeweils mehr als drei Prozent. Für einen Dollar mussten 4,57 Lira gezahlt werden, für einen Euro wurden 5,32 Lira fällig.

Damit erholte sich die Lira sichtlich von ihrem Sinkflug der vergangenen Wochen, als sie auf immer neue Rekordtiefstände gefallen war. Mitte vergangener Woche sah sich die türkische Zentralbank sogar zu einer Not-Zinsanhebung gezwungen, um die Lira zu stützen. Die Aktion zeigte aber keine nachhaltige Wirkung. Fachleute kritisierten, die Anhebung sei zu spät gekommen und zu gering ausgefallen.

Auf derartige Kritik reagierte die Notenbank am Montag: Sie vereinfachte ihre bisher sehr unübersichtliche Geldpolitik, indem sie den zentralen Leitzins wechselte. Anstelle des zuletzt verwendeten Spätausleihungssatzes soll wieder der einstige Hauptzinssatz für einwöchiges Zentralbankgeld die Schlüsselrolle übernehmen. Er steigt damit zugleich von bisher 8,0 Prozent auf 16,5 Prozent. Das entspricht dem Niveau des zuletzt zentralen Spätausleihungssatzes.

Letzte Woche war die Lira auf ein Rekordtief gesunken.
Letzte Woche war die Lira auf ein Rekordtief gesunken. - Keystone

«Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenngleich auch eher ein symbolischer», sagte Expertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. «Ob das der Notenbank ihre Glaubwürdigkeit wiederbringt, steht aber auf eine anderen Blatt und dürfte vor allem vom Ausgang der Wahlen abhängen.» Die Expertin spielt damit auf jüngste Äusserungen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan an. Er hatte eine noch stärkere Einflussnahme auf die Geldpolitik der Notenbank in Aussicht gestellt, sollte er die in wenigen Wochen stattfindende Präsidentenwahl gewinnen.

Weitere Gründe für den starken Kursverfall der Lira sehen Fachleute in steigenden Zinsen in den USA, die besonders kritisch für Länder wie die Türkei mit hohen Verbindlichkeiten im Ausland oder in ausländischer Währung sind. Hinzu kommt eine hohe Inflation. Die Notenbank müsste nach gängiger ökonomischer Lehre eigentlich mit Leitzinsanhebungen reagieren. Erdogan ist aber ein Gegner hoher Zinsen. Entgegen der üblichen Denkweise in der Volkswirtschaftslehre sieht Erdogan in hohen Zinsen kein Mittel gegen, sondern einen Grund für eine hohe Geldentwertung. Am Wochenende hatte Erdogan sogar die Bevölkerung dazu aufgerufen, Devisen in Lira zu tauschen, um den Kursverfall aufzuhalten.

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