Luftfahrtkoordinator: «Flugscham» eher Stammtisch-Thema

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Deutschland,

Fliegen ohne dem Klima zu schaden, das ist noch nicht mehr als eine Vision. Regierung und Industrie wollen ausloten, wie es damit schneller gehen kann. Und wie sich Flugzeuge wieder füllen lassen.

Nach der Corona-Krise werden die Menschen aus Sicht der Bundesregierung wieder häufig mit Flugzeugen in den Urlaub fliegen. Foto: Boris Roessler/dpa
Nach der Corona-Krise werden die Menschen aus Sicht der Bundesregierung wieder häufig mit Flugzeugen in den Urlaub fliegen. Foto: Boris Roessler/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der Corona-Krise werden die Menschen aus Sicht der Bundesregierung rasch wieder so häufig mit Flugzeugen in den Urlaub fliegen wie zuvor.

«Die Leute sind ein Stück weit ausgehungert von Reisen», sagte Luft- und Raumfahrtkoordinator Thomas Jarzombek der Deutschen Presse-Agentur im Vorfeld der Nationalen Luftfahrtkonferenz am Freitag in Schönefeld. Das Vorkrisenniveau werde ziemlich schnell wieder erreicht werden.

Das ändere sich auch durch die Klimadebatte nicht. «Das Thema Flugscham erscheint zuweilen mehr als ein Stammtisch-Thema», sagte der CDU-Politiker. Viele hielten Klimaschutz für wichtig. «Aber nur wenige sind bereit, dafür aktuell auf den Flug nach Mallorca zu verzichten.»

Bei der Konferenz am Hauptstadtflughafen BER diskutieren Bundesregierung und Branchenvertreter, wie es für den Luftverkehr nach dem Einbruch in der Corona-Pandemie weiter gehen kann. Die Bundesregierung dringt darauf, die Klimaschäden durch das Fliegen zu verringern und dabei die Technologieführerschaft zu übernehmen.

«Wir machen uns dafür stark, auch das Thema Flugrouten in Angriff zu nehmen», sagte Jarzombek. In manchen Regionen seien durch Winde und andere Ausprägungen der Atmosphäre die Klimawirkungen teilweise deutlich geringer. «Das ist eine einfache Möglichkeit, schnell etwas zu tun.»

Notwendig seien auch bessere Zugverbindungen. «Man kann relativ schnell 20 Prozent der innerdeutschen Flüge einsparen, indem man die Flughäfen besser an den Fernverkehr anbindet», sagte Jarzombek besonders mit Blick auf den zweitgrössten deutschen Flughafen bei München. «Das müssen wir deutlich stärker priorisieren. Es muss nicht sofort ein ICE-Bahnhof sein, sondern mindestens ein Regionalexpress, der nonstop vom Hauptbahnhof fährt.»

Allein auf die Bahn will sich die Regierung nicht verlassen, weil Planung und Bau neuer Strecken viele Jahre dauern. «Ab etwa 2035 muss elektrisches Fliegen in Deutschland der Standard werden», sagte Jarzombek. Das Luftraummanagement müsse dafür angepasst und stärker automatisiert werden - denn die E-Maschinen haben voraussichtlich deutlich weniger Sitzplätze; für die gleiche Passagierzahl stiegen mehr Flugzeuge in die Luft.

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, 2045 klimaneutral zu sein. «Das Fliegen auf der Kurzstrecke - das geht bis Mallorca - wird deutlich vor 2045 CO2-frei und klimaneutral sein, davon bin überzeugt», sagte der Luftfahrtkoordinator. Der Rahmen dafür müsse jetzt geschaffen werden, von Wasserstoff-Tankstellen an Flughäfen über Steuerbefreiungen für Elektroflugzeuge und Möglichkeiten, für geringere Kosten mit nur einem Piloten zu fliegen.

«Beim Interkontinentalverkehr ist es schwieriger», sagte Jarzombek. Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe böten zwar eine Menge Potenzial, auch bessere Flugrouten und neue Motoren. «Aber ob es vollständig ohne Kompensation zu schaffen ist, das weiss man heute noch nicht.»

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