Lufthansa: Kunden müssen künftig höhere Ticketpreise zahlen
Die Lufthansa kündigt an, ihre Ticketpreise zu erhöhen. Gründe sind der Ölpreis sowie steigende Gebühren an Flughäfen und bei den Flugsicherungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Lufthansa-Kunden müssen mit steigenden Ticketpreisen rechnen.
- Die Corona-Pandemie beeinflusst das Geschäft.
- Auch der Konflikt in der Ukraine hinterlässt Spuren.
Nach der Krise ist vor der Krise: Der Ukraine-Krieg, mögliche Engpässe und steigende Ölpreise trüben die Aussichten für die Lufthansa ein. Kunden müssen nun mit höheren Ticketpreisen rechnen. Der Lufthansa-Konzern stimmt seine Kunden auf steigende Ticketpreise ein.
Wichtige Treiber seien der Ölpreis sowie steigende Gebühren an Flughäfen und bei den Flugsicherungen. Dies sagte Finanzvorstand Remco Steenbergen nun bei der Bilanzvorlage des Konzerns in Frankfurt. Man rechne aber damit, dass Konkurrenten stärker getroffen würden als die Lufthansa.
Lange Umwege nach Fernost, fehlende Passagiere und hohe Ölpreise: Die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine gehen auch an der Lufthansa nicht spurlos vorbei. Dabei hat sich das Unternehmen gerade für einen fulminanten Neustart nach der Pandemie bereit gemacht. Dies nach einem erneuten Milliardenverlust im vergangenen Jahr. Angesichts der unsicheren Lage will der MDax-Konzern nicht einmal die Rückkehr in die Gewinnzone in Aussicht stellen.
Geschäftsaussichten der Lufthansa eigentlich positiv
An einem normalen Donnerstag im März hätte die Fluggesellschaft 4000 Menschen von und nach Russland und die Ukraine gebracht. Dies sagte Konzernchef Carsten Spohr bei der Bilanzvorlage. Doch es herrscht Krieg. Kein Flugzeug verbinde Menschen, Kulturen und Volkswirtschaften: «Wir sind mit unseren Gedanken bei den Frauen, bei den Männern und den Kindern in der Ukraine.»
Dies versichert der Lufthansa-Chef, bevor er auf die geschäftlichen Aussichten seines Unternehmens zu sprechen kommt. Die sahen für den Kranich nach zwei verlustreichen Pandemiejahren eigentlich positiv aus. Auf der Mittelstrecke erwartet er im Sommer bereits 95 Prozent des Vorkrisenangebots.
Lufthansa will die Krise mental und geschäftlich hinter sich lassen. «Wir sind sehr sicher, dass der Luftverkehr in diesem Jahr einen starken Aufschwung erleben wird. Die Menschen wollen wieder reisen», sagt Spohr auch eine Woche nach Kriegsausbruch.
Es habe zwar einen kurzfristigen Dämpfer bei den bis dahin boomenden Flugbuchungen gegeben. Und auch die Luftraumsperren über Russland und der Ukraine führen zu einstelligen Millionenverlusten pro Monat. Rund 90 Flüge in der Woche sowie Wartungsverträge fallen weg. Die Fernost-Maschinen müssen wegen der gesperrten Lufträume weite Umwege fliegen.
Steigende Ticketpreise erwartet
Spohr und sein Finanzvorstand Remco Steenbergen stimmen das Publikum auf steigende Ticketpreise ein. Wichtigster Treiber sei der stark gestiegene Ölpreis, aber auch die Flughäfen und die Flugsicherungen hätten ihre Gebühren angezogen. Spohr zweifelt zudem daran, dass die «Systempartner» ausreichend auf den erwarteten Kundenandrang im Sommer vorbereitet sind. Dies, weil sie in der Corona-Zeit zu viel Personal verloren hätten.
Der Lufthansa-Konzern selbst hat seinen Personalabbau bei rund 105'000 Beschäftigten gestoppt und stellt in Teilbereichen schon wieder ein. Das sind 33'000 Jobs weniger als vor der Corona-Krise. Allein in Deutschland verlassen rund 10'000 Menschen das Unternehmen. Um die Zukunft von rund 400 Piloten wird noch mit der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit gerungen.
Spohr zeigte sich für weitere Beteiligungen in Europa bereit. Am weitesten sind die Pläne bei der Alitalia-Nachfolgerin ITA gediehen. In deren Bücher dürfen Lufthansa und die Grossreederei MSC in den kommenden Tagen schauen.
Lufthansa peilt zunächst eine Minderheitsbeteiligung an. Von der werde man sehen, was sich daraus «über die Zeit» entwickele, sagte der Lufthansa-Chef. Ausdrücklich erwähnte er die Gesellschaften Austrian und Brussels Airlines, bei denen Lufthansa in mehreren Schritten Mehrheitsgesellschafterin geworden war.
Staatshilfen inzwischen zurückgezahlt
Im zweiten Corona-Jahr 2021 konnte der Konzern seine Verluste deutlich eingrenzen. Die deutschen Staatshilfen wurden zurückgezahlt, während über die Kreditlinien der Schweiz, Österreichs und Belgiens noch nicht entschieden ist. Dank eines Rekordgewinns der Frachtsparte Lufthansa Cargo und einer ersten Erholung im Passagiergeschäft verringerte sich der Fehlbetrag unter dem Strich. Dies um zwei Drittel auf rund 2,2 Milliarden Euro.
Der Umsatz erholte sich um ein Viertel auf 16,8 Milliarden Euro. Er erreichte damit aber noch nicht einmal die Hälfte des Vorkrisenjahres 2019. Im vergangenen Jahr zählte der Konzern rund 47 Millionen Fluggäste. Rund 29 Prozent mehr als im ersten Corona-Jahr, aber fast 100 Millionen weniger als 2019.
Während im Passagiergeschäft tiefrote Zahlen herrschten, lief es für Lufthansa Cargo glänzend: Dank hoher Nachfrage, knapper Kapazitäten und dadurch hohen Frachtpreisen verdiente die Logistiktochter im Tagesgeschäft fast 1,5 Milliarden Euro: Und damit so viel wie nie zuvor. Die Aussichten sind auch in diesem Jahr bei anhaltenden Problemen in den Lieferketten von Unternehmen bestens. Dies, zumal mit der russischen Air Bridge Cargo ein wichtiger Konkurrent durch die westlichen Sanktionen vom Weltmarkt ausgeschlossen ist. Auch die Wartungstochter Lufthansa Technik und die Catering-Sparte LSG kehrten 2021 in die Gewinnzone zurück.
Neue Reisebeschränkungen wegen Omikron
Zwar sei das Geschäft im ersten Quartal noch von der Omikron-Variante des Coronavirus geprägt. Diese hatte neue Reisebeschränkungen und einen Einbruch der Nachfrage ausgelöst. Für das Gesamtjahr plant der Vorstand weiter mit einem Flugangebot von mehr als 70 Prozent des Vorkrisen-Niveaus. Dieses werde wohl erst zur Mitte des Jahrzehnts wieder erreicht.
Im Sommer seien von einstmals 763 Flugzeugen voraussichtlich 650 Jets wieder in der Luft, kündigte Spohr an. Im kommenden Jahr sollen es 700 sein. Die Flotte werde schneller ausgetauscht und damit umweltfreundlicher. Dabei blickt Lufthansa auch auf Flugzeuge, die von der russischen Aeroflot bestellt worden sind und nun nicht ausgeliefert werden dürfen.