Wer jünger als 30 Jahre ist, guckt kaum mehr Fernsehen, sondern folgt YouTube und Instagram. YouTuber haben Hunderttausende Fans, sogenannte Follower. Verlagern sich Konflikte aus der virtuellen Welt ins echte Leben, muss auch mal die Polizei eingreifen.
Massenschlägerei in Berlin
Menschengruppen, Polizeifahrzeuge und Krankenwagen stehen auf dem Alexanderplatz. Nach einem Aufruf in sozialen Medien ist es dort zu einer Massenschlägerei gekommen. Foto: Monika Wendel
Menschengruppen, Polizeifahrzeuge und Krankenwagen stehen auf dem Alexanderplatz. Nach einem Aufruf in sozialen Medien ist es dort zu einer Massenschlägerei gekommen. Foto: Monika Wendel - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Erst streiten sie sich nur, dann prügeln und treten die überwiegend jungen Männer aufeinander ein.
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Der Aufruf von zwei rivalisierenden YouTubern im Internet löste am Donnerstagabend eine Massenschlägerei auf dem Berliner Alexanderplatz aus.

400 Jugendliche und junge Männer versammelten sich am Nachmittag dort. Nach Angaben der Polizei gerieten dann etwa 50 von ihnen in Streit und gingen mit Faustschlägen, Fusstritten und Pfefferspray aufeinander los. Auf Videos im Internet ist zu sehen, wie Gruppen aggressiver Männer sich prügeln.

Die Polizei rückte mit einem grossen Aufgebot an und versuchte, die Jugendlichen zu trennen. «Dabei setzten die Beamten auch Reizgas ein», sagte ein Sprecher. Ein Mann versuchte dabei, einen Polizisten in die Menge zu ziehen. Die Polizei forderte die Menge mit Lautsprecherdurchsagen auf, den Alexanderplatz zu verlassen.

Etwas später zerstreute sich die Menge. «Etwa 20 von ihnen rannten in den U-Bahnhof und sprangen ins Gleisbett, wo sie sich mit Schottersteinen bewarfen», sagte der Polizeisprecher. Hier nahm die Polizei sieben Beteiligte vorübergehend fest.

Gegen 21.30 Uhr hatte sich die Lage beruhigt. Die Polizei leitete 13 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs ein. Insgesamt wurden neun Beteiligte festgenommen. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Etwa 100 Polizisten waren im Einsatz.

Der Grund für die Schlägerei liegt wohl in einem schon länger andauernden Streit von zwei jungen Männern mit Videokanälen auf dem Internetportal YouTube: dem Rapper Thatsbekir aus Stuttgart (rund 260.000 Follower) und Bahar Al Amood aus Berlin (13.000 Follower). Nach einem Bericht der «Berliner Morgenpost» soll er zu einer arabischstämmigen Berliner Grossfamilie gehören.

Im Internet sind Videos zu finden, in denen besonders Bahar Al Amood seinen erfolgreichen Kontrahenten beleidigt. Es geht um Banalitäten wie eine veröffentlichte Telefonnummer und persönliche Beleidigungen. Beide hatten wohl ihre Anhänger per Video für den Donnerstagnachmittag zum Alexanderplatz eingeladen. Das Treffen wird schon vor dem Donnerstag angekündigt, auch von Prügeln ist die Rede.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von einer «Zusammenkunft von zu viel Testosteron, die mehr oder weniger so gewollt war». Der GdP-Landeschef Norbert Cioma teilte mit: «Wir sehen in der Rapperszene und zunehmend auch bei anderen Influencern, dass sie teilweise sehr fahrlässig mit ihrem Einfluss umgehen und es scheinbar Mode wird, ganz bewusst Pulverfässer aufzumachen, um mehr Follower, Abonnenten und Klicks zu generieren.»

Die Berliner Polizei kommentierte das Geschehen passend zur Zielgruppe auf YouTube mit einem von Musikbeats unterlegten Video. Darin heisst es, bei allem Verständnis für «Beefs» (Streits), «Battles» (Schlagabtausch) und «Disses» (Beleidigungen): «Vergesst nicht, dass alles auch Folgen im realen Leben haben kann.»

Der Alexanderplatz zählt zu den sieben Kriminalitäts-Brennpunkten in Berlin, an denen die Polizei besonders präsent ist. Das liegt allerdings auch an seiner zentralen Lage als Verkehrsknotenpunkt, den täglich Zehntausende Menschen passieren. Dazu kommen in den Wochenendnächten zahlreiche betrunkene junge Menschen aus ganz Berlin, bekiffte Party-Touristen und professionelle Taschendiebe. Seit rund einem Jahr gibt es eine eigene Polizeiwache auf dem Alexanderplatz sowie zusätzliche Polizeistreifen.

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