Nach der Verhaftung von Mafia-Boss Matteo Messina Denaro hoffen die Italiener seine Millionen aufzufinden. Unter anderem werden diese in der Schweiz vermutet.
Matteo Messina Denaro
Mafia-Boss Matteo Messina Denaro nach seiner Verhaftung in Palermo. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der am Montag verhaftete Italo-Mafia-Boss hat sich ein grosses Vermögen angeschafft.
  • Die italienischen Behörden vermuten die Millionen unter anderem in der Schweiz.
  • Ein früheres Verfahren in diesem Zusammenhang könnte wieder aufgenommen werden.
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Matteo Messina Denaro ist der Anführer der sizilianischen Cosa Nostra und gilt als unermesslich reich. Am Dienstag konnte ihn aber auch das viele Geld nicht schützen: Italiens meistgesuchter Mafia-Boss wurde nach fast 30 Jahren auf der Flucht in Palermo verhaftet!

Wie italienische Medien berichten, wird es nun eines der vorrangigen Ziele der Staatsanwaltschaft und Polizei sein, das Vermögen (geschätzte fünf Milliarden) des Mafioso ausfindig zu machen. Das Geld vermuten sie demnach unter anderem in der Schweiz.

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Die italienischen Behörden sprechen nach der Festnahme von Matteo Messina Denaro mit Reportern. Gut möglich, dass bald ein altes Verfahren gegen den Mafia-Boss in der Schweiz wieder aufgenommen wird. - Keystone

Es wird laut «CH Media» nicht das erste Mal sein, dass die Italiener im Zusammenhang mit dem Geld des Mafioso in der Schweiz anklopfen werden. Einen ersten Versuch starteten die Behörden unseres Nachbarlandes demnach vor einigen Jahren.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft eröffnete auf Initiative der Italiener am 29. Dezember 2014 ein Strafverfahren gegen unbekannt wegen Geldwäscherei. Das Verfahren wurde jedoch ohne zählbaren Erfolg eingestellt.

Italiener versuchten schon einmal in der Schweiz zu ermitteln

Spannend ist ein Einblick in die Einstellungsverfügung der Bundesanwaltschaft vom Mai 2016, die der Zeitung vorliegt. Dort ist demnach ersichtlich, dass Italien und die Schweiz ein gemeinsames Ermittlungsteam einsetzten und sich auf den 1967 in Locarno geborenen Giovanni Domenico Scimonelli konzentrierten.

Scimonelli, mittlerweile selbst ein Mafia-Boss, reise immer wieder nach Lugano, hiess es von den Italienern. Dort habe er Beziehungen zu Finanzintermediären, auch via zwischengeschaltete Personen. Im Juli 2015 wurden Einzelheiten zu Bankverbindungen von Scimonelli und seinen mutmasslichen Kumpanen bei Tessiner Banken eingefordert.

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Die italienische Polizei veröffentlichte dieses Foto von Mafia-Boss Matteo Messina Denaro. - Keystone

Am 3. August 2015 wurden in Italien schliesslich Scimonelli und zehn weitere «Helfer» des Bosses Matteo Messina Denaro verhaftet. Die Verhafteten galten als «Briefträger» für untergetauchten Messina Denaro. Sie stellten dessen Kommunikation mit anderen Mafia-Bossen sicher. Am gleichen Tag führte die Schweiz ebenfalls zwei Hausdurchsuchungen im Tessin durch.

In der Einstellungsverfügung hält die Bundesanwaltschaft jedoch fest, dass sich aus diesen Massnahmen keine nützlichen Hinweise ergeben hätten. Lediglich eine verdächtige, schon gelöschte Bankbeziehung kam zum Vorschein. Per Ende 2015 wurde das gemeinsame Ermittlungsteam schliesslich aufgelöst.

Ermittlungen in der Schweiz könnten wieder aufgenommen werden

Nach der Verhaftung von Messina Denaro könnte es nun durchaus sein, dass das Verfahren wieder aufgenommen wird. Voraussetzung: Es müssen neue Hinweise auftauchen. Die Bundesanwaltschaft wollte sich gegenüber «CH Media» nicht dazu äussern, mit Stefan Blättler steht allerdings mittlerweile ein Anwalt an ihrer Spitze, der sich dem Kampf gegen die Mafia verschrieben hat.

Mafia-Boss Matteo Messina Denaro wurde am 16. Januar in Palermo (I) verhaftet. - Twitter /@Paladino70

Nochmals zurück zu Scimonelli: Der Tessiner (lebte dort 20 Jahre) war später Supermarkt- und Weinunternehmer auf Sizilien. 2021 wurde er als Mafia-Boss und Auftraggeber eines Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Für die italienischen Ermittler galt er als das wichtigste Bindeglied zu Messina Denaro. Als dessen «Finanzarm» soll er Geld von Schweizer Konten geholt und es seinem Boss nach Italien gebracht haben. Scimonelli behauptete gegenüber einem anderen Mafioso einmal, er und Messina Denaro seien Jugendfreunde.

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Italienische Carabinieri warten vor der Klinik, in der Matteo Messina Denaro am Montag verhaftet wurde. - Keystone

Demnach hätten sie jeweils ihre Sommerferien im sizilianischen Triscina verbracht. Der Badeort liegt lediglich fünf Kilometer südlich vom Kleinstädtchen Campobello di Mazara. Dort hielt sich Messina Denaro zuletzt versteckt und lebte unter dem Decknamen Andrea Bonafede. Diese Identität sowie die Ausweispapiere soll er sich übrigens von einem anderen Jugendfreund «geliehen» haben. Gegen diesen Mann wird nun wegen Mafia-Unterstützung ermittelt.

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