Matteo Messina Denaro trug bei Festnahme 35‘000-Franken-Uhr
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montag wurde in Italien der flüchtige Mafia-Boss Matteo Messina Denaro festgenommen.
- Der Mafioso befand sich zu dem Zeitpunkt in einer Klinik, um seinen Krebs zu behandeln.
- Laut den Ermittlern der Carabinieri half sein Gesundheitszustand ihn aufzuspüren.
Er war Italiens meistgesuchter Mafia-Boss und wurde am gestrigen Montag nach fast 30 Jahren auf der Flucht gefasst. Nach und nach werden zu der Verhaftung des Anführers der sizilianischen Cosa Nostra spannende Details bekanntgegeben. So soll Matteo Messina Denaro etwa eine Uhr im Wert von etwa 35'000 Franken getragen haben, als die Fahnder in Palermo zugriffen.
Bei der Verhaftung war er unbewaffnet und hatte sich laut Oberst Lucia Arcidiacono «nicht gewehrt». Dies verriet der Carabinieri am Montag gegenüber Reportern, die berichteten, dass sich Denaro zu dem Zeitpunkt in einer Klinik befand, in der er wegen einer Krebserkrankung behandelt wurde.
Der Oberstaatsanwalt von Palermo erklärte gegenüber Reportern, dass Denaro das Pseudonym Andrea Bonafede benutzt. Er besass demnach auch einen Personalausweis auf diesen Namen. Wie Maurizio De Lucia erklärte, habe er den Decknamen benutzt, um einen Termin in der Klinik zu buchen.
Der Gesundheitszustand des Mafiosos half den Ermittlern schliesslich auch dabei, ihn aufzuspüren. Carabinieri-General Pasquale Angelosanto fasst zusammen: «Das alles führte zu dem heutigen Termin, an dem er für einige Tests und Behandlungen in die Klinik gekommen wäre.»
Beim Zugriff der Fahnder war der Mafioso demnach wie ein typischer Patient gekleidet. Während einer Pressekonferenz am Abend machten die Behörden keine Angaben zu seinem Gesundheitszustand.
Messina Denaro wirkte bei Verhaftung blass und verzog keine Miene
Messina Denaro ist mittlerweile 60 Jahre alt. Als er untertauchte, war er noch ein junger Mann. Mit einer Machtbasis in der Nähe der westsizilianischen Hafenstadt Trapani galt er selbst auf der Flucht als oberster Pate von Siziliens Cosa Nostra.
Laut dem «Spiegel» war Denaro der letzte von drei langjährigen, hochrangigen Mafia-Bossen, denen es jahrzehntelang gelang, sich einer Festnahme zu entziehen. Hunderte von Polizeibeamten waren im Laufe der Jahrzehnte damit beschäftigt, ihn aufzuspüren.
Am Montag wurde er schliesslich von zwei Carabinieri bei strömenden Regen die Eingangstreppe der Klinik hinuntergeführt. Die Beamten hielten jeweils einen Arm des Mafioso fest und führten ihn in einen wartenden schwarzen Lieferwagen.
Denaro trug eine braune Lederjacke mit Schafspelzbesatz, eine passende weiss-braune Schirmmütze und eine typische getönte Brille. Er wirkte blass, starrte geradeaus und verzog keine Miene.
Messina Denaro für Dutzende von Morden verantwortlich
Messina Denaro wurde bereits im Oktober 2020 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wird von den italienischen Behörden für Dutzende von Morden in den letzten Jahrzehnten verantwortlich gemacht.
Dazu gehören unter anderem zwei Bombenanschläge auf Sizilien im Jahr 1992. Zusammen mit anderen Cosa-Nostra-Bossen soll Denaro dabei die beiden obersten Anti-Mafia-Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, Falcones Frau und mehrere ihrer Leibwächter getötet haben.
Eine weitere Verurteilung: Der grausame Mord an dem kleinen Sohn eines Mafiaverräters. Dieser wurde entführt sowie erwürgt und sein Körper anschliessend in einem Fass mit Säure aufgelöst.