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Afghanische Soldaten vor Taliban nach Tadschikistan geflohen

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Afghanistan,

Die Taliban sind in Afghanistan auf dem Vormarsch. Nun sind mehr als 1000 Soldaten der afghanischen Armee über die Grenze nach Tadschikistan geflohen.

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Binnenvertriebene nach der Einnahme eines Bezirks bei Kandahar durch die Taliban. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • 1037 Soldaten sind aus Afghanistan ins Nachbarland Tadschikistan geflohen.
  • Grund dafür sind die zuletzt von den Taliban erzielten Gebietsgewinne.
  • Tadschikistan hat den Soldaten das Überqueren der Grenze gestattet.

Mehr als tausend Soldaten sind aus Afghanistan ins benachbarte Tadschikistan geflohen. Zuvor kam es zu heftigen Kämpfen zwischen der afghanischen Armee und den radikalislamischen Taliban.

1037 Soldaten hätten in der Nacht zum Montag die Grenze überquert, «um ihr Leben zu retten». Das teilte das tadschikische Komitee für nationale Sicherheit mit. Die Taliban hätten «volle Kontrolle» über sechs Bezirke in der Provinz Badachschan im Nordosten Afghanistans erlangt.

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Die Hauptstadt Kabul wird nicht mehr von der Regierung in Afghanistan kontrolliert. (Archivbild) - dpa

Den Soldaten sei der Grenzübertritt gestattet worden. Dies «unter Berücksichtigung des Prinzips guter Nachbarschaft» sowie der «Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans». Das hiess es in einer von der staatlichen tadschikischen Nachrichtenagentur Chovar verbreiteten Mitteilung des Sicherheitskomitees.

Der in der Provinz Badachschan stationierte Soldat Abdul Basir zeigte Verständnis für die Entscheidung von einigen seiner Kameraden. «Sie wollten sich nicht ergeben. Sie hatten um Verstärkung gebeten, aber ihr Ruf wurde ignoriert», sagte er.

Taliban erzielen grosse Gebietsgewinne

Beobachter befürchten, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der Nato-Streitkräfte aus Afghanistan wieder die Macht übernehmen könnten. Seit Wochen nimmt die Gewalt in dem Land am Hindukusch massiv zu. Die Friedensgespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung kommen nicht voran. Die Lage verschärfte sich zusätzlich, nachdem die USA die Übergabe ihres Haupt-Militärstützpunkts Bagram an die afghanische Armee bekannt gegeben hatten.

Im Norden des Landes erzielten die Taliban am Wochenende bedeutende Gebietsgewinne. Die Provinzen Badachschan und Tachar wurden fast vollständig von den Radikalislamisten erobert; nur noch in den Provinzhauptstädten liegt die Kontrolle bei den afghanischen Streitkräften. Berichten zufolge gelang den Taliban zudem die Einnahme von strategisch wichtigen Bezirken ausserhalb der südafghanischen Grossstadt Kandahar. Auch in der Provinz Helmand waren sie erfolgreich – beides traditionell Hochburgen der Radikalislamisten.

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Ein Kämpfer der Taliban trägt ein Gewehr um seine Schulter. - Keystone

Die Einnahme weiter Teile von Badachschan und Tachar bedeutet für die afghanischen Streitkräfte eine dramatische Niederlage von hoher symbolischer Bedeutung. Beide Provinzen galten während des blutigen Bürgerkriegs in den 1990er Jahren als zentrale Bollwerke der gegen die Taliban gerichteten Nordallianz.

Zwar kündigte die afghanische Regierung eine Gegenoffensive an. Ein entsprechender Einsatz werde «absolut» vorbereitet, sagte der Sicherheitsberater der Regierung in Kabul, Hamdullah Mohib, der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Der Kabuler Experte Atta Noori warnte unterdessen vor einem Verlust der Kampfmoral bei den afghanischen Soldaten.

Joe Biden hält an Truppenabzug fest

«In Bezirke, die die Taliban einnehmen, schicken sie Dorfälteste, um mit Soldaten zu sprechen und sie zur Kapitulation zu bewegen.» Das sagte Noori, der von einer «Notsituation für die afghanische Regierung» sprach. Die angekündigte Gegenoffensive müsse «so schnell wie möglich» erfolgen.

Trotz des rapiden Vorpreschens der Taliban hält US-Präsident Joe Biden an seiner Entscheidung fest, bis spätestens zum 11. September alle verbliebenen US-Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Die letzten Bundeswehr-Soldaten hatten Afghanistan bereits Ende Juni verlassen.

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US-Präsident Joe Biden spricht bei einer Pressekonferenz über den geplanten Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. - Keystone

Angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage in Afghanistan mehren sich in Deutschland die Forderungen nach einem Stopp der Abschiebungen. Amnesty International appellierte am Montag an die Bundesregierung, keine Menschen mehr nach Afghanistan zurückzuschicken.

Eine für Dienstag geplante Sammelabschiebung wurde von Julia Duchrow, Vertreterin der deutschen Amnesty-Sektion, scharf kritisiert. Kaum seien die letzten Bundeswehr-Soldaten aus Afghanistan zurück auf deutschem Boden, «schickt die Bundesregierung Menschen in genau dieses Land zurück. Es ist weit weg davon, auch nur ein Mindestmass an Sicherheit und Stabilität zu bieten», kritisierte sie.

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