Mehrere Tote bei Migranten-Unglücken im Ärmelkanal und im Mittelmeer

Keystone-SDA
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Bern,

Bei nächtlichen Bootsunglücken im Ärmelkanal und im Mittelmeer sind erneut mehrere Migranten ums Leben gekommen.

Migranten in Grossbritannien
Migranten sind an Bord eines Schiffes der Grenztruppen nach Dover gebracht worden, nachdem sie bei einem Zwischenfall mit einem kleinen Boot im Ärmelkanal gerettet wurden (Archivbild). Gareth Fuller/PA Wire/dpa - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Mindestens acht Menschen starben bei Bootsunglücken in der Nacht auf Sonntag.
  • Die Migranten starben im Ärmelkanal und im Mittelmeer vor der Küste Tunesiens.
  • Tunesien wird zum Transitland für Migranten, bereits 900 Tote vor Küste des Landes.

Sechs Menschen starben bei der versuchten Überquerung des Kanals von Frankreich nach Grossbritannien. Nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft handelte es sich bei allen um afghanische Staatsbürger. Auch vor der Mittelmeerküste Tunesiens gab es ein erneut tödliches Unglück, bei dem laut der tunesischen Nationalgarde ein Baby und ein 20 Jahre alter Mann starben. In beiden Fällen wurden am Sonntag weiterhin mehrere Menschen vermisst.

Immer wieder versuchen Migranten, in kleinen Schlauchbooten über den Ärmelkanal nach Grossbritannien zu gelangen. Die Überfahrt ist gefährlich, vor allem weil der Meeresarm von vielen grossen Schiffen befahren wird. Dabei kommen auch immer wieder Menschen ums Leben.

Das Boot war in der Nacht zum Samstag nahe der nordfranzösischen Stadt Calais in Seenot geraten und gesunken. Mehr als 50 Menschen wurden von französischen und britischen Einsatzkräften gerettet.

Politik weist Schuld von sich – Kritik wächst

Auf beiden Seiten des Kanals wurden schnell die Schuldigen für das erneute Unglück ausgemacht. «Hinter diesem menschlichen Drama sind Schleuser, Kriminelle», sagte der französische Meeresstaatssekretär Hervé Berville im Sender BFMTV. Diese schickten Frauen, Jugendliche und Erwachsene in den Tod.

Rishi Sunak Grossbritannien
Rishi Sunak, Premierminister von Grossbritannien. - Vadim Ghirda/AP/dpa

Auch die britische Regierung erklärte: «Dieser Vorfall ist leider eine weitere Erinnerung an die extremen Gefahren der Überquerung des Ärmelkanals in kleinen Booten und wie wichtig es ist, dass wir das Geschäftsmodell der Menschenschmuggler durchbrechen und die Boote stoppen.»

Die britische Regierung des konservativen Premierministers Rishi Sunak gerät durch das Unglück unter weiteren Druck, die Überquerungen des Kanals in den Griff zu bekommen. Sunak versucht seit langem, Migranten davon abzuhalten – bisher ohne Erfolg.

Britain Migration
Beamte der kommunalen Sicherheitspolizei auf Streife in Weymouth, Dorset, als Asylbewerber im Hafen von Portland in Dorset, England, am Mittwoch, den 9. August 2023, auf dem Unterkunftsschiff Bibby Stockholm ankommen, das bis zu 500 Personen aufnehmen wird. - keystone

Auch bei einer umstrittenen Massnahme im Inland gab es jüngst Ärger: 39 Migranten mussten am Freitag von einem Lastkahn im südenglischen Portland gebracht werden, nachdem bei Wasserproben Legionellenwerte festgestellt wurden, die weitere Untersuchungen erforderlich machten.

Bereits 900 Tote vor der Küste Tunesiens

Auch Tunesien verzeichnete in der Nacht zum Samstag ein erneutes Bootsunglück. Das Boot sank in der Nähe der Stadt Gabes, 13 Menschen konnten hier gerettet werden, während fünf am Sonntag weiter vermisst wurden. Alle Migranten an Bord stammten aus Tunesien.

Sehr viele Menschen wagen derzeit von Tunesien aus in oft seeuntauglichen Booten die lebensgefährliche Mittelmeerüberfahrt nach Italien – der nordafrikanische Staat gilt inzwischen als wichtigstes Transitland für Migranten auf dem Weg nach Europa. Das tunesische Innenministerium zählte allein bis Ende Juli 900 Todesopfer, die bei Bootsunglücken in diesem Jahr vor der Küste des Landes starben. Im August kamen Dutzende Tote hinzu.

Hunderte weitere Menschen wagten am Wochenende die hochgefährliche Überfahrt: Fast 1000 Migranten erreichten von Samstag bis Sonntag die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr mehr als 96'300 Menschen, die auf Booten Italien erreichten.

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