Mindestens sechs Tote bei Explosion in Istanbul
In Istanbul ist es am Sonntag zu einer Explosion gekommen. Mindestens sechs Menschen sind ums Leben gekommen, 81 Personen wurden verletzt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Istanbul ist es an einem Touristen-Hotspot zu einer Explosion gekommen.
- Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan spricht von einem Anschlag.
- Für türkische Medien wurde eine Nachrichtensperre verhängt.
Bei einem Anschlag im Zentrum der türkischen Metropole Istanbul sind nach offiziellen Angaben mindestens sechs Menschen getötet und 81 weitere verletzt worden. Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay sprach am Abend von einem «Terroranschlag» auf der belebten Einkaufsstrasse Istiklal.
39 der 81 Verletzten konnten aus dem Krankenhaus entlassen werden. Von den 42 Personen, die noch behandelt wurden, befanden sich fünf auf der Intensivstation, zwei von ihnen galten als schwer verletzt, wie der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca am Sonntagabend über Twitter erklärte.
Frau wohl für Anschlag verantwortlich
Videoaufnahmen zeigten, wie eine Verdächtige etwa 40 Minuten lang auf einer Bank sitze und wenige Minuten vor der Explosion aufstehe, sagte Justizminister Bekir Bozdag. Die Identität der Frau sei noch nicht geklärt.
Die Explosion trug sich Präsident Recep Tayyip Erdogan zufolge um 16.20 Uhr Ortszeit zu. Er sprach von einem «hinterhältigen Anschlag» auf die Metropole, in der rund 16 Millionen Menschen leben. Oktay zufolge kamen vier Menschen noch vor Ort ums Leben.
Auf nicht verifizierten Aufnahmen, die über die sozialen Medien verbreitet wurden, war ein Feuerball inmitten der belebten Strasse zu sehen. Andere ebenfalls zunächst nicht verifizierte Bilder zeigten mit Blut überströmte Menschen, die reglos auf dem Boden lagen. Ein Kellner in einem Restaurant in der Nähe des Anschlagsorts berichtete, er habe einen lauten Knall gehört und Menschen wegrennen sehen.
Unter anderem Bundesaussenministerin Annalena Baerbock drückte ihr Mitgefühl aus. «Furchtbare Bilder kommen aus Istanbul», erklärte die Grünen-Politikerin über Twitter. «Meine Gedanken sind bei den Menschen, die einfach nur an einem Sonntag auf der Einkaufsstrasse Istiklal flanieren wollten und nun Opfer einer schweren Explosion wurden.»
Die Einkaufsstrasse Istiklal ist ein touristischer Hotspot im Zentrum des europäischen Teils der türkischen Metropole, auf der auch am Sonntag häufig grosses Gedränge herrscht. Ob nicht türkische Staatsbürger unter den Opfern waren, war zunächst unklar.
Rettungskräfte und Polizei seien in grosser Zahl vor Ort im Einsatz, berichtete der staatliche Sender TRT. Hubschrauber überflogen den Stadtteil Beyoglu und angrenzende Bezirke am frühen Abend.
Cassis kondoliert
Bundespräsident Ignazio Cassis der Türkei und den Angehörigen der Opfer sein Beileid ausgesprochen. Die Schweiz drücke angesichts des Bombenanschlags ihre ganze Solidarität mit der Türkei aus, schrieb Cassis am Sonntagabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Nachrichtensperre verhängt
In türkischen Medien wurde die Berichterstattung zu dem Anschlag später eingestellt. Die Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine vorläufige Nachrichtensperre für Medien. Berichte über die Explosion sollten vermieden werden, um nicht für Angst und Panik in der Bevölkerung zu sorgen, hiess es in dem Schreiben am Nachmittag.
Sender CNN Türk und TRT etwa strahlten nur einzelne Interviews mit Ministern und dem Präsidenten aus. Die Behörde für Informationstechnologie und Kommunikation (BTK) reduzierte am Abend Berichten zufolge zudem die Bandbreite für Social-Media-Plattformen.
Istanbul häufig Ziel von Terror
In der Türkei ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Anschlägen gekommen – auch im Zentrum Istanbuls. 2016 hatte sich etwa ein Selbstmordattentäter auf der Istiklal in die Luft gesprengt und vier Menschen getötet, 39 weitere wurden verletzt.
Nach Angaben der türkischen Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe selbst bekannte sich damals nicht zu der Tat. Rund zwei Millionen Menschen laufen offiziellen Angaben täglich über die Istiklal.
Im selben Jahr waren bei einem Selbstmordattentat des IS im historischen Zentrum Istanbuls zwölf Deutsche getötet worden. Auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verübt immer wieder Anschläge in der Türkei