Mörder von französischem Lehrer hatte offenbar Kontakt zu Dschihadist in Syrien
Nach dem islamistischen Mordanschlag auf einen Lehrer bei Paris verfolgen die Ermittler eine Spur nach Syrien.
Das Wichtigste in Kürze
- Ermittlungsverfahren gegen sieben Verdächtige eingeleitet.
Der Täter habe Kontakt gehabt zu einem russischsprachigen Dschihadisten in dem Bürgerkriegsland, verlautete am Donnerstag aus mit dem Fall vertrauten Kreisen. Die Identität dieses Islamisten sei derzeit noch nicht geklärt. Die Justiz leitete derweil Ermittlungsverfahren gegen sieben Verdächtige ein. Unter ihnen sind zwei Schüler.
Nach Informationen der Zeitung «Le Parisien» hält sich die Kontaktperson des Attentäters in der Region Idlib auf, der letzten Dschihadisten-Hochburg in Syrien. Der Mann sei mithilfe seiner IP-Adresse lokalisiert worden.
Der 47-jährige Geschichtslehrer Samuel Paty war am Freitag nahe seiner Schule in Conflans-Sainte-Honorine bei Paris von einem 18-Jährigen mit einem langen Messer enthauptet worden. Der in Moskau geborene Angreifer tschetschenischer Herkunft veröffentlichte ein Bild seiner Gräueltat im Internet, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Die Sicherheitsbehörden gingen seither in dutzenden Einsätzen gegen Menschen und Vereinigungen vor, die mutmasslich dem islamistischen Spektrum angehören oder nahestehen.
Die französische Justiz leitete Ermittlungsverfahren gegen sieben Verdächtige unter anderem wegen mutmasslicher Beihilfe zu der Tat ein. Dem Vater einer Schülerin wird «Komplizenschaft bei einem terroristischen Mord» angelastet. Er hatte im Internet zu einem Vorgehen gegen den Geschichtslehrer aufgerufen, weil dieser seinen Schülern Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Mit dem Täter soll er am Tag des Anschlags Botschaften über den Onlinedienst WhatsApp ausgetauscht haben.
Die beiden beschuldigten Jugendlichen im Alter von 14 und 15 Jahren gehörten den Ermittlern zufolge zu einer Gruppe von Schülern, denen der Täter 300 bis 350 Euro angeboten hatte, damit sie den Lehrer für ihn identifizierten. Die zwei Teenager werden der «Komplizenschaft» bei dem Mord beschuldigt, kamen aber vorläufig auf freien Fuss.
Zudem wird gegen einen islamistischen Aktivisten ermittelt, der im Internet ebenfalls Stimmung gegen Paty gemacht hatte. Bei den übrigen drei Beschuldigen handelt es sich um Freunde des Täters. Einer von ihnen soll ihn begleitet haben, als er die Mordwaffe kaufte. Ein anderer soll den Täter zum Ort des Verbrechens gefahren haben. Dem dritten werden dagegen kleinere Vergehen angelastet. Im Unterschied zu den beiden Minderjährigen blieben die fünf erwachsenen Beschuldigten nach Einleitung der Ermittlungsverfahren hinter Gittern.
Paty hatte die Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt, als es um das Thema Meinungsfreiheit ging. Die Bilder hatte die Satirezeitung «Charlie Hebdo» veröffentlicht, auf deren Redaktion in Paris wegen der Karikaturen im Jahr 2015 ein Anschlag mit zwölf Toten verübt worden war.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ehrte Paty bei einer nationalen Gedenkveranstaltung am Mittwochabend als «Helden». Der Geschichtslehrer sei von «Feiglingen» ermordet worden, «weil er die Republik verkörperte», sagte Macron bei der Zeremonie an der Pariser Sorbonne-Universität.
Frankreich werde weiterhin «für die Freiheit kämpfen», sagte der Präsident. «Wir werden die Freiheit verteidigen, die Sie so gut gelehrt haben, und wir werden den Säkularismus fortführen, wir werden Karikaturen und Zeichnungen nicht aufgeben.»
An der Zeremonie für Paty nahmen 400 Gäste teil, darunter rund hundert Schüler aus dem Hauptstadtgebiet sowie zahlreiche Politiker. Während der Veranstaltung verlieh Macron dem Lehrer posthum den Orden der Ehrenlegion, die höchste Auszeichnung des französischen Staates.