In mehreren französischen Städten ist es wegen des tödlichen Polizeieinsatzes zu Protesten und Krawallen gekommen. in Paris wurden 77 Personen festgenommen.
Jugendliche und die Polizei stossen bei Ausschreitungen in Nanterre aufeinander. Foto: Christophe Ena/AP
Jugendliche und die Polizei stossen bei Ausschreitungen in Nanterre aufeinander. Foto: Christophe Ena/AP - sda - Keystone/AP/Christophe Ena

Das Wichtigste in Kürze

  • In mehreren französischen Städten kam es in der Nacht zu Krawallen.
  • Mülltonnen und Autos wurden angezündet, Polizeiwachen angegriffen.
  • Grund für die Proteste war der Tod eines 18-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle.
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Nach einem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris ist es in der Nacht zum Donnerstag in der Hauptstadt und weiteren französischen Städten erneut zu heftigen Krawallen gekommen.

Unter anderem in Lille, Nantes, Toulouse und Lyon versammelten sich Menschen, um zu protestieren, berichteten die Zeitung «Le Figaro» und der Sender BFMTV. Mülltonnen, Autos, ein Bus und ein Lastwagen, Baumaschinen und selbst eine Pariser Strassenbahn wurden in Brand gesetzt. Die Polizei sprach von einer angespannten, aber kontrollierten Lage.

Paris
Die Polizei war auf die Proteste vorbereitet. - keystoen

Alleine in Nanterre, wo der jugendliche Autofahrer am Dienstagmorgen gestorben war, wurden 2000 Beamte mobilisiert, um erneute heftige Ausschreitungen wie am Vorabend zu verhindern. Die Polizei setzte auch Drohnen ein.

Im Grossraum Paris gab es in der Nacht mindestens 77 Festnahmen, eine Grundschule ging in Flammen auf. Auch die Haftanstalt in Fresnes bei Paris wurde mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Die Pariser Feuerwehr rief die Bevölkerung auf, den Notruf angesichts der Lage nur in dringenden Fällen zu nutzen.

Paris
In Paris wurden mindestens 77 Personen festgenommen. - keystone

Im südfranzösischen Nizza wurden zwei Polizeiwachen und Streifenwagen mit explodierenden Feuerwerkskörpern angegriffen. Randalierer errichteten Barrikaden und legten Feuer. In Mons-en-Baroeul bei Lille in Nordfrankreich verwüsteten Vermummte ein Bürgermeisteramt, im nahen Roubaix wurde eine Polizeiwache angegriffen.

Der französische Innenminister Gérald Darmanin sprach am Donnerstagmorgen auf Twitter von 150 Festnahmen in der «Nacht der unerträglichen Gewalt».

Polizist in Gewahrsam

Eine Motorradstreife hatte den Jugendlichen am Dienstagmorgen am Steuer eines Autos in Nanterre bei Paris gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten.

Dieser befindet sich weiterhin im Polizeigewahrsam. Gegen ihn wird wegen Totschlagsverdacht ermittelt. Dem 38-Jährigen droht die Suspendierung. Am Donnerstag ist in Nanterre ein Trauermarsch im Gedenken an den getöteten Jugendlichen geplant.

Zunächst hatten die beiden an der Kontrolle beteiligten Polizisten laut France Info ausgesagt, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Erst als sich von dem Sender verifizierte Videobilder des Vorfalls in den Sozialen Netzwerken verbreiteten, rückten sie von dieser Darstellung und der angeblichen Tötungsabsicht des Jugendlichen ab.

Präsident Macron mit deutlichen Worten

Das Video zeigt, wie der Beamte seine Waffe bei der Kontrolle auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtete. Die Situation scheint unter Kontrolle, hektische Bewegungen sind nicht zu erkennen. Als der 17-Jährige plötzlich losfährt, feuert der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und trifft ihn tödlich in die Brust. Das Auto fuhr dann noch einige Meter weiter und rammte eine Strassenabsperrung.

Präsident Emmanuel Macron reagierte mit Mitgefühl und klaren Worten auf den Tod des 17-Jährigen. «Wir haben einen Jugendlichen, der getötet wurde, das ist nicht zu erklären und nicht zu entschuldigen.»

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