Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die USA vor einem endgültigen Bruch zwischen den beiden Nato-Partnern gewarnt.
Türkeis Staatspräsident Erdogan am Mikrofon.
Türkeis Staatspräsident Erdogan am Mikrofon. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Erdogan sieht die türkisch-amerikanische Zusammenarbeit in Gefahr.
  • Die USA müsse sich respektvoller gegenüber der Türkei verhalten.
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Wenn Washington sich nicht respektvoller verhalte, müsse Ankara sich «neue Freunde und Verbündete suchen», warnte Erdogan in der «New York Times» vom Samstag. Bei Auftritten in der Türkei sprach Erdogan erneut von einem «Wirtschaftskrieg» gegen sein Land. Dollar, Euro und Gold seien die «Gewehrkugeln, Kanonen und Raketen» in diesem Krieg.

Die Beziehungen zwischen Washington und Ankara werden derzeit durch eine ganze Reihe von Streitfragen belastet. Hintergrund der aktuellen Eskalation ist die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson in der Türkei. Am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump eine Verdopplung der Strafzölle auf Stahl und Aluminium gegen Ankara angekündigt. Die ohnehin schwache türkische Währung stürzte daraufhin weiter ab.

«Es ist falsch, die Türkei wegen eines Pastors mit Drohungen in die Knie zwingen zu wollen», sagte Erdogan bei einer Kundgebung in der Stadt Unye am Schwarzen Meer und rief «Schande, Schande!». «Sie tauschen ihren strategischen Nato-Partner gegen einen Priester ein», warf er Washington vor.

Die Warnungen des Papstes

Der türkische Staatschef forderte seine Landsleute erneut dazu auf, aus Solidarität in der Währungskrise sämtliches Gold und Guthaben in ausländischen Währungen in türkische Lira einzuwechseln, um den «Unabhängigkeitskrieg» gegen die USA zu gewinnen. «Sie haben den Dollar, wir haben Gott», rief Erdogan seinen Anhängern zu.

Bei einem zweiten Auftritt in der Schwarzmeerstadt Rize trat Erdogan erneut der Forderung entgegen, den Verfall der Lira durch eine Anhebung der Leitzinsen zu stoppen. Zinsen sollten so niedrig wie möglich sein, weil sie «ein Werkzeug der Ausbeutung» seien, sagte Erdogan. Ökonomen dringen schon länger auf eine Anhebung der Leitzinsen. Die türkische Zentralbank ist zwar nominell unabhängig, steht jedoch massiv unter dem Druck der Regierung.

Erdogan fühlt die Souveranität der Türkei gefährdet

In seinem Gastbeitrag in der «New York Times» warnte Erdogan die USA vor einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen. Wenn Washington nicht anfange, die türkische Souveränität zu respektieren und Verständnis für die seinem Land drohenden Gefahren aufzubringen, sei die Partnerschaft mit Ankara «in Gefahr».

Zuspruch erhielt Erdogan aus Teheran: Der iranische Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif kritisierte am Samstag Trumps unverhohlenen «Jubel» darüber, die Türkei wirtschaftlich in Bedrängnis zu bringen. Die USA litten unter einer «Sucht nach Sanktionen und Schikane», schrieb Sarif im Kurzbotschaftendienst Twitter. Wenn sich das nicht ändere, werde sich die ganze Welt zusammenschliessen und die USA zu einer Kursänderung zwingen.

Die iranische Wirtschaft leidet ebenfalls unter neuen US-Sanktionen. Trump hatte im Mai trotz weltweiter Kritik entschieden, aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen und neue Finanz- und Handelssanktionen gegen die Islamische Republik zu verhängen.

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