Neue Scheine und Corona-Flaute: Schwere Zeiten für Geldfälscher
Die Corona-Einschränkungen in Handel und Gastronomie drückten die Falschgeldzahlen der letzten Monate. Der rückläufige Trend setzt sich fort.
Das Wichtigste in Kürze
- 2020 wurden in der EU rund eine halbe Million gefälschter Euro-Scheine entdeckt.
- Die Schadenssumme summiert sich in ganz Europa auf 21,5 Millionen Euro.
Es hat Seltenheitswert, dass Fahnder eine Geldfälscher-Bande mit Verbindungen zur italienischen Mafia zerschlagen wie in diesem Frühjahr in Nordrhein-Westfalen. Das liegt vor allem daran, dass viele Kriminelle gar nicht erst versuchen, in grossem Stil Euro-Blüten mit «hoher Professionalität» – so die damalige Beschreibung der Ermittler – unters Volk zu bringen.
Kriminelle setzen eher auf nachgemachte Geldscheine, die im Internet unter den Begriffen «Movie Money» oder «Prop copy» als Spielgeld oder Filmrequisite angeboten werden. Gelegentlich wird dann mit Tipp-Ex nachbehandelt, um der falschen Banknote mehr echten Schein zu verschaffen.
Es reichen auch recht plumpe Tricks, um Falschgeld an den Mann zu bringen: So liess sich ein in Geldnot befindlicher Firmeninhaber aus Mecklenburg-Vorpommern im April 2021 nach Paris locken, wo ihm ein privater Geldgeber 75'000 Euro versprach.
Echt- gegen Falschgeld getauscht
Zugleich verlangte dieser, dass ihm 30'000 Euro in kleinere Stückelungen gewechselt werden. Der Unternehmer brachte also 30'000 Euro in bar zu dem Treffen mit – und musste später feststellen, dass ihm im Gegenzug gefälschte 500-Euro-Scheine untergejubelt worden waren.
Insgesamt jedoch sind die Falschgeldzahlen im Euroraum weiter gesunken. Die Euro-Notenbanken registrierten im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 167'000 gefälschte Euro-Banknoten im Gesamtwert von 8 Millionen Euro.
21,5 Millionen Euro Schaden im Jahr 2020
Damit setzte sich der seit der zweiten Jahreshälfte 2019 zu beobachtende rückläufige Trend fort. Im ersten Halbjahr 2020 waren es nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) 240'000 Falschnoten, in der zweiten Jahreshälfte 2020 dann 220'000 Stück. Der Schaden durch Falschgeld für ganz Europa summierte sich 2020 auf 21,5 Millionen Euro.
«Die Anzahl der Fälschungen stieg nach der Einführung der neuen Europa-Serie zunächst kurz, weil die Restbestände an Fälschungen der ersten Serie in den Zahlungsverkehr gelangten, dann sank sie einige Jahre lang», bilanzierte Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann.
Die Notenbanken im Euroraum haben seit 2013 eine zweite Serie von Euro-Scheinen mit neuen Sicherheitsmerkmalen in Umlauf gebracht. Vor allem das durchsichtige Porträtfenster und die Smaragdzahl, die beim Kippen des Scheins die Farbe ändert, sollen Fälschern die Arbeit erschweren. Bei den neuen 100- und 200-Euro-Scheinen gibt es zudem ein «Satelliten-Hologramm», in dem sich kleine Euro-Symbole bewegen.
Wenig Falschgeld in Handel und Gastronomie
In den vergangenen Monaten drückten die Corona-Einschränkungen in Handel und Gastronomie die Falschgeldzahlen zusätzlich. «Die Konsummöglichkeiten waren gerade in den Bereichen, in denen Bargeld eine bedeutende Rolle spielt, stark eingeschränkt», erklärte Beermann. «Ich fürchte, sobald die Corona-Beschränkungen wegfallen und das soziale Leben wieder zunimmt, werden vermutlich einige wieder versuchen, Falschgeld in Umlauf zu bringen.»
Ein Grossteil der sichergestellten Fälschungen ist inzwischen «Movie Money» oder «Prop copy». «Das sind einfache Druckfälschungen ohne jegliche Sicherheitsmerkmale», betonte Beermann. «Wenn man nur das Material fühlt, merkt man leicht und schnell, dass es sich um Falschgeld handelt.» Vor allem beim 10-Euro-Schein und beim 20-Euro-Schein kommt dieses Spielgeld oft vor. In Deutschland hat der Zwanziger mit einem Anteil von rund 41 Prozent an der Gesamtzahl der Fälschungen den Fünfziger nun überholt.
Wenig falsche Münzen
Verhältnismässig selten versuchen Kriminelle, mit falschen Münzen Kasse zu machen. 14'563 falsche Münzen wurden nach Angaben der Bundesbank in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres in Deutschland aus dem Verkehr gezogen, zu über 90 Prozent Zwei-Euro-Münzen. Bei den Banknoten wurden in Deutschland zum Vergleich 21'356 gefälschte Noten im Nennwert von gut einer Million Euro von der Polizei eingezogen.
Rein rechnerisch ist das Risiko sehr gering, mit Falschgeld in Berührung zu kommen. Nach Bundesbank-Berechnungen entfielen im ersten Halbjahr in Deutschland fünf falsche Banknoten auf 10'000 Einwohner, europaweit waren es zehn. Dennoch sollten Verbraucher genau hinschauen, mahnen die Währungshüter. Denn wem ein falscher Schein untergejubelt wird, bekommt dafür keinen Ersatz.