Nordmazedonien: Angehörige fordern nach Disco-Tragödie harte Strafen
Die Disco-Tragödie in Nordmazedonien schockiert ganz Europa. Angehörige der Opfer fordern harte Strafen für die Verantwortlichen.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei einem Feuer in einem Nachtclub in Nordmazedonien starben 59 Menschen.
- Ein Vater trauert um seinen Sohn und fordert harte Strafen für die Verantwortlichen.
- Die Behörden haben bereits etwa 20 Personen verhaftet – darunter auch Regierungsbeamte.
In der Nacht zum Sonntag kam es in Nordmazedonien zu einer Tragödie sondergleichen. Während eines Konzerts der im Land beliebten Band DNK brach in der Diskothek «Puls» ein Feuer aus. Zum Zeitpunkt der Katastrophe hätten sich laut dem Innenministerium des Landes rund 1500, hauptsächlich junge Menschen dort aufgehalten.
Medien in Nordmazedonien berichteten von dramatischen Szenen, die sich gegen 2:35 Uhr in der Kleinstadt Kocani abgespielt hätten. Am Tag danach herrscht traurige Gewissheit: 59 Menschen kamen bei dem Feuer ums Leben, mehr als 155 weitere sollen verletzt worden sein. Mehr als 20 der Verletzten und drei der Getöteten waren unter 18 Jahre alt.

Unter den Toten befand sich unter anderem der 21-jährige Tomce Stojanov. Dessen Vater Dragi sprach am Sonntagmorgen mit den Medien über den Verlust seines einzigen Sohnes und sagte: «Es ist mein einziges Kind und er ist gestorben. Was bleibt mir vom Leben? Ich brauche mein Leben nicht mehr.»
«Verkohlte Kinderleichen, während Mafiabosse ihre Taschen mit Geld füllen»
Der Vater forderte Gerechtigkeit und sagte: «Lokale Behörden sollten so leiden, wie ich leide.» Dragi Stojanov erzählte weiter, dass er «die ganze Nacht» am Tatort geblieben sei. Er sagte, die Behörden hätten «nicht einmal die Leichen herausholen» können.
Er beschrieb die Opfer als «Kinder – verbrannt, bis zur Unkenntlichkeit». «Da drinnen liegen Leichen, nur Leichen. Sie können sie nicht herausziehen. 150 Familien sind am Boden zerstört.»

Auf die Frage nach dem Alter seines Sohnes, meinte der Vater, dieser habe «erst gerade angefangen zu leben». Die Verantwortlichen für das Unglück bezeichnete er als «Mafiabosse», die ihre «Taschen mit Geld» füllen würden.
Überlebende: «Es gab verkohlte Leichen...»
Die 19-jährige Maria Taseva sprach vor Ort ebenfalls mit Reportern. Die Überlebende erlitt Verletzungen am Ohr und am Knie – ihre Schwester galt zu dem Zeitpunkt noch immer als vermisst.
«Das Feuer brach plötzlich aus und alle rannten zum Ausgang», sagte sie. «Es gab verkohlte Leichen – alle sind gestresst.» Sie fügte hinzu, dass sie und ihre Familie ihre Schwester in keinem der Spitäler gefunden hätten.

«Sie ist verletzt. Als sie nach draussen rannte, stürzte sie und die Leute trampelten auf ihr herum», so die junge Frau. Später wird bekannt, dass die Schwester von Maria ebenfalls ums Leben kam.
Regierungsbeamte, Band-Mitglieder und Sohn von Clubbesitzer unter Verhafteten
Rettungskräfte und Kriminaltechniker sind derzeit noch immer am Unfallort im Einsatz, der am Sonntagmorgen von der Polizei abgesperrt wurde. Beamte sagten, die Beweise würden an den örtlichen Staatsanwalt weitergeleitet.
Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen löste eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine den Brand aus. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet.

Das sagte Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz vor der Polizeiwache in Kocani. Dabei war laut Reuters auch zu erfahren, dass mehrere Personen festgenommen wurden.
Toskovski sprach von «rund 20 Festnahmen». Darunter befinden sich demnach Regierungsbeamte und auch der Manager des Clubs. Dieser soll keine gültige Lizenz gehabt haben. Weiter seien auch der Sohn des Clubbesitzers sowie Mitglieder der Band festgenommen worden.
Premierminister: «Verantwortliche werden vor Gericht gestellt»
Der nordmazedonische Premierminister Hristijan Mickoski sagte, die Lizenz sei vom Wirtschaftsministerium illegal ausgestellt worden. Er versprach, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt würden.
«Egal, wer sie sind, aus welcher Institution, welcher Ebene, welcher Partei und welchem Beruf sie angehören.» Mickoski rief ausserdem eine siebentägige Staatstrauer aus.

Er bezeichnete den tödlichen Vorfall weiter als einen «schwierigen und sehr traurigen Tag» für das Land. In einem Beitrag auf X schrieb er: «Der Verlust so vieler junger Leben ist unwiederbringlich und der Schmerz der Familien, Angehörigen und Freunde ist unermesslich.»